Der beste Kartenverkäufer Deutschlands

■ Der Intendant der Komödie im Winterhuder Fährhaus, Rolf Mares, repräsentiert bald den HSV

Der zukünftige Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV hat schon recht konkrete Vorstellungen über sein neues Aufgabenfeld. „Repräsentation wird sicherlich der Schwerpunkt meiner Arbeit sein“, erklärt Rolf Mares, derzeit noch Intendant der Komödie im Winterhuder Fährhaus. Um dann aber sofort wieder abzuschwächen: „Die genauen Bereiche werden im Laufe des Septembers mit Herrn Bandow und Herrn Hackmann erarbeitet.“

Letztlich obliegt es dem Aufsichtsrat des Vereines, die Stellenausschreibungen im Vorstand festzulegen. Aber intern zweifelt niemand daran, daß Mares bekommt, was er will. Immerhin war es das Kontrollgremium, daß den parteilosen Bürgerschaftsabgeordneten der CDU einstimmig zum Kandidaten für die Seeler-Nachfolge machte.

„Ich selbst habe Herrn Mares vorgeschlagen“, bestätigt Aufsichtsrat Jürgen Hunke. Und der Ex-Präsident kann auch erklären, warum: „Der HSV hat überschaubar 160 Millionen Verbindlichkeiten für den Stadionneubau in den nächsten Jahren.“ Um die abzubauen, sei es nötig, mehr Leute und neue Zielgruppen an den Verein zu binden und in die Arena zu locken, brauche man den Theatermann. „Mares hat wie kein anderer in Deutschland in einem Privattheater Karten verkauft. Und einen solchen Kartenverkäufer brauchen wir in der jetzigen Situation.“ Außerdem verbindet die beiden nicht nur die gemeinsame Arbeit hinter den Bühnen Hamburgs, sondern auch die „nötige Liebe zum Detail“.

„Der HSV ist ja schließlich kein reines Wirtschaftsunternehmen“, erkennt Hunke an, „sondern auch ein Sportverein. Herr Mares ist der richtige Mann, wenn es darum geht, Sport, Kultur und Gesamtgesellschaft zusammenzubringen.“ Wer aber sollte sich dann um die wirtschaftlichen Belange des Vereins kümmern.“ Da muß man nicht lange spekulieren. Der derzeitige kommissarische Vorsitzende an der Rothenbaumchaussee, Werner Hackmann, war zwar zwischenzeitlich bereit, sich als Dauerlösung bereitzuhalten. Aber wer den Ex-Innensenator kennt, weiß, daß er gerne im Hintergrund arbeitet. Warum also sollte man ihm die Rolle des geschäftsführenden Vorstandsmitgliedes abnehmen?

Die Konstellation sähe dann so aus: Mares repräsentiert den Verein nach außen, knüpft und pflegt Kontakte auch in außersportliche Bereiche. Hackmann kümmert sich um die Finanzen des Vereins, und das dritte Vorstandsmitglied, Holger Hieronymus, ist weiterhin für die sportlichen Belange und Medienkontakte verantwortlich. Und dann ist da noch der bislang nicht benannte Vertreter des Vermarkters Ufa Sports GmbH. Dem bleibt die Aufgabe, für die Vermarktung des Markennamens HSV zu sorgen. Diese, sagen wir einmal: spekulative Verteilung muß natürlich laut Satzung der Aufsichtsrat beschließen. Aber wer zweifelt schon daran, daß dieses Gremium einer solch vernünftigen Lösung zustimmt.

Eberhard Spohd