Lernen in zwei Ländern

■ Das Hamburger Arbeitsamt bietet binationale Ausbildungsprojekte an

TürkInnen und SpanierInnen können in Hamburg künftig eine Lehre machen, die sowohl in der Bundesrepublik als auch in ihrem Herkunftsland anerkannt ist. Das Arbeitsamt startet im November zwei „binationale Ausbildungsprojekte“, in Zusammenarbeit mit Behörden und Stiftungen in Spanien und der Türkei. Die TeilnehmerInnen, 20 pro Land, unterschreiben Ausbildungsverträge bei Hamburger Unternehmen, absolvieren aber einen Teil der Lehre in ihrem Herkunftsland. Ein ähnliches Modell für PortugiesInnen gibt es schon seit fünf Jahren.

Welchen Beruf die Jugendlichen lernen, ist egal. „Momentan kommen die meisten aus dem Außenhandel“, sagt Heidi Tobola von der Deutschen Angestellten-Akademie. Außerdem sind Speditionskaufleute dabei, Reiseverkehrskaufmänner und KFZ-Mechanikerinnen. Nur eines müssen alle TeilnehmerInnen mitbringen: einen Paß des jeweiligen Partnerlandes. Die deutschen Firmen müssen versprechen, daß sie die Lehrlinge fünf Wochen lang für ein Praktikum im Ausland freistellen. Für diese Zeit bekommen sie „Ausfallgeld“ vom Bundesarbeitsministerium. Die Behörde zahlt auch die Reise der Jugendlichen in die Türkei, nach Portugal oder nach Spanien und die Unterkunft dort. „Die Auszubildenden selbst müssen nur Engagement mitbringen“, erklärt Hans-Otto Böker, Leiter der Berufsberatung beim Arbeitsamt. Für den zusätzlichen Unterricht beispielsweise: Jeden Sonnabend werden Fachvokabeln in der jeweiligen Sprache gepaukt.

20 TeilnehmerInnen des portugiesischen Projekts haben das bereits hinter sich gebracht. Sie beendeten vor einer Woche ihre Ausbildung; sechs Jugendliche haben schon Jobangebote in Portugal in der Tasche. „Sie haben so Standbeine in beiden Ländern“, lobt Böker das Ausbildungsmodell. Das motiviere Eltern, ihre Kinder in eine Lehre zu schicken, hofft er. „Die Ausbildungsbeteiligung, besonders bei ausländischen Mädchen, ist nicht besonders hoch.“

Die TürkInnen und SpanierInnen in Hamburg halten sich mit der Anmeldung dennoch zurück. Bisher gibt es erst zehn TeilnehmerInnen für jedes der neuen Projekte.

Judith Weber

Kontakt: Berufsberatung Eimsbüttel, Tel.: 43 19 92 30