Kartoffelnasen im Backstage-Bereich

■ Das nennen wir timing: Das KITO in Vegesack zeigt, passend zum Konzert, Bilder des Stones-Gitarristen Ron Wood und des Karikaturenmalers Sebastian Krüger

„Works – Ron Wood meets Sebastian Krüger“: Ein Titel, eine Ausstellung, eine Wahrheit. Zur Eröffnung der ungewöhnlichen Doppelausstellung im Vegesacker KITO waren weder der musikbegeisterte Maler Krüger noch der malende Musiker Wood erschienen. Only works waren und sind aufgehängt. Der Rolling-Stones-Gitarrist Ron Wood soll angeblich nicht mit dem Ticket-Automaten am Bremer Hauptbahnhof klar gekommen sein, kalauerte der Veranstalter. Doch tatsächlich logierte der millionenschwere Musiker lieber in seiner Hamburger Hotelsuite und ließ sich an der Weser ausschließlich zum Konzert im Weser-Stadion blicken. Künstler Nummer zwei, Sebastian Krüger, war dagegen terminverhindert. Er weilt zur Zeit in den Staaten, um Mal-Verträge mit dem Playboy unter Dach und Fach zu bekommen, heißt es. Immerhin will wenigstens Krüger am kommenden Montag, 7. September, von 16 bis 18 Uhr im KITO zur Signierstunde erscheinen – ohne Kumpel Ronnie.

Leichte Enttäuschung machte sich darum auch breit unter den etwa 300 Stones-Fans, die zur Eröffnung erschienen waren. No Ronnie, no fun. Dabei ist die Schau mit rund 120 Bildern sowie Plakaten, Videos und Rock-Devotionalien auch ohne den Stone ein Erlebnis. Denn: Ron Wood kann tatsächlich malen. Schließlich hat er in jungen Jahren Anfang der 60er bereits sein Brot mit Plakatmalerei in englischen Fußballstadien verdient. Als Stones-Millionär folgten dann Kurse an der New Yorker „Factory“ Andy Warhols, wo sich Wood über mehrere Jahre hinweg Mal- und Zeichentechniken beibringen ließ. Damit verschonte der Musiker dann keinen seiner Bandkollegen mehr. Niemand ist vor der Woodschen Malsucht im Backstage-Bereich gefeit. Ein Einblick in die Geschichte der Rockmusik ist so entstanden, der sich aus Selbstportraits sowie Portraits seiner Stones-Kollege und anderen Musikern wie Eric Clapton zusammensetzt und ästhetisch zwischen Plakat, aquarellierter Skizze und Fotorealismus anzusiedeln ist.

Zugänglich für die Öffentlichkeit wurden die Wood-Werke aber erst, als dieser sich mit unterschiedlichen Colorierungsmöglichkeiten auseinandergesetzt hatte. So entstanden vielfältige Reihen, die Wood während der Tourneen gezeichnet und dann zu Hause überarbeitet und coloriert hat. Eine Auswahl seiner Litografien ist bis zum 27. September im KITO zu sehen.

Genauso wie die Stones-Arbeiten von Sebastian Krüger, der sich erfolgreich zwischen Malarei und Karikatur abarbeitet. Krüger und Wood haben sich vor etwa zehn Jahren zum ersten Mal getroffen. Damals hat sich der Zeichner mit seinen liebevollen aber ironischen Portraits den Stones gewidmet. Per Zufall gerieten diese in die Finger der Band, die begeistert war. Seitdem darf sich Krüger zum Freundeskreis von Keith Richards und Ron Wood zählen. Vor allem von Letzterem, da sich zwischen den beiden eine künstlerische Zuneigung entwickelte. Diese wiederum führte dann zu der aktuellen gemeinsamen Ausstellung, die anläßlich der Stones-Tournee in mehreren Städten Station macht. Jeti/ck

„works“ bis zum 27. September im KITO; Öffnungszeiten: Di-Fr 15 bis 19 Uhr, Sa und So von 11 bis 18 Uhr; Eintritt acht (ermäßigt fünf) Mark; Sonderöffnungszeiten für Gruppen können unter Tel.: 65 48 48 erfragt werden.