Jugendkriminalität nimmt nicht zu

■ Kids sind besser als ihr Ruf: Kriminalitätsrate ist im vergangenen Jahr nicht angestiegen. Zum größten Teil handelt es sich um Bagatelldelikte wie Schwarzfahren oder Ladendiebstahl. Zahl der Jugendbanden

Die Jugendkriminalität hat im vergangenen Jahr nicht zugenommen, es haben sich lediglich einige Kriminalitätsschwerpunkte verlagert. Das ist das Ergebnis des neuesten Jugenddelinquenzberichts, der von der Zentralstelle für Jugendsachen des Landeskriminalamtes (LKA) erstellt wurde und der taz vorliegt. Eine öffentliche Stellungnahme wollte die Polizei dazu bisher nicht abgeben.

Statistische Grundlage für den Bericht sind die Tatverdächtigen, also Personen bis 21 Jahre, die aufgrund polizeilicher Ermittlungen im Verdacht stehen, eine rechtswidrige Tat begangen zu haben. Sie ergeben sich aus Zahlen des Statistischen Landesamtes, der Polizeilichen Kriminalstatistik und internen Erhebungen des LKA.

Laut LKA gibt es eine Verlagerung der Kriminalität im Schulbereich. So sind die Straftaten in der Schule deutlich zurückgegangen, auf Schulwegen dagegen angestiegen. Bei Heranwachsenden und Kindern hat sich der Ladendiebstahl und das Erschleichen von Leistungen, also zum Beispiel Schwarzfahren, verstärkt. Bei den Heranwachsenden sind außerdem die Rauschgiftdelikte angestiegen – auf 1.415 im vergangenen Jahr. Das sind rund 400 mehr als 1996.

Die Form der Jugendgruppengewalt hat sich nach Ansicht des LKA weiter gewandelt. So hat sich die Anzahl der festen Gruppierungen „sehr verringert“, heißt es in dem Bericht. Es komme zu „ungeplanten spontanen Treffen der Jugendlichen an wechselnden Örtlichkeiten, bei denen ungeplant Ideen zur Ausführung von Straftaten entstehen“. Jedoch sei im vergangenen Jahr nur der Anteil der Sachbeschädigung angestiegen. Bei Raub diene die Gewalt vielfach nicht nur der „Erlangung des Raubgutes“, sondern der „Ausübung von Macht über das Opfer“. Die Opfer von Jugendgruppengewalt sind laut Bericht meistens männliche Kinder und Jugendliche, neuerdings auch vielfach Betrunkene, Behinderte und Homosexuelle. Julia Naumann

Interview Seite 23