Chevènement im Koma

■ Frankreichs Innenminister erleidet Herzstillstand bei einer Routineoperation

Paris (AFP/dpa) – Der französische Innenminister Jean-Pierre Chevènement liegt nach einer Gallenoperation im Koma. Sein Zustand wurde gestern mittag in Regierungskreisen als ernst bezeichnet. Der 59jährige war am Mittwoch im Militärkrankenhaus Val- de-Grace in Paris operiert worden. Gleich zu Beginn des Routineeingriffs habe es eine Abwehrreaktion auf die Narkose gegeben, hieß es von zuverlässiger Seite. Chevènement habe einen Herzstillstand erlitten, doch sei die Herztätigkeit von dem Chirurgenteam wieder in Gang gebracht worden.

Der Euroskeptiker Chevènement zählt in der Regierung des sozialistischen Premierministers Lionel Jospin zu den bekanntesten Ministern. Er vertritt die von ihm selbst gegründete Anti-Maastricht-Partei Mouvement des Citoyens (Bürgerbewegung).

Regierungschef Jospin bestätigte am Mittwoch lediglich, daß es bei der Operation Komplikationen gegeben habe. Staatspräsident Jacques Chirac betraute daraufhin den bisherigen Staatssekretär für Überseegebiete, Jean-Jack Queyranne, mit der vorübergehenden Leitung des Innenministeriums.

Der 52jährige Queyranne sitzt als sozialistischer Abgeordneter für den Wahlkreis Rhône in der Nationalversammlung. Seine ersten politischen Schritte hatte der Jurist ab 1977 als Mitarbeiter des späteren Verteidigungsministers Charles Hernu gemacht.

Chevènement war am Dienstag ins Krankenhaus eingeliefert worden. Seine Kanzlei hatte am Mittwoch mitgeteilt, er habe sich einem „harmlosen chirurgischen Eingriff“ unterzogen, der seit langem vorgesehen gewesen sei. Ursprünglich sollte er Anfang kommender Woche seine Amtsgeschäfte wiederaufnehmen.

Der aus Belfort in Ostfrankreich gebürtige Minister amtiert seit Juni vorigen Jahres. Er hatte schon schon drei früheren Linksregierungen zunächst als Forschungsminister, als Erziehungsminister und als Verteidigungsminister angehört. In der jetzigen Koalition umstritten war seine Reform der Ausländergesetze. Grünen und Kommunisten gingen die Lockerungen nicht weit genug.