Lehrerversorgung: Kahrs ist zufrieden

■ „Augenwischerei“ – ärgert sich die Gewerkschaft GEW

Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) machte gestern gute Miene zum bösen Spiel. „Die Schulen sind für den Start ins neue Schuljahr gerüstet“, erklärte sie. „An nahezu allen Standorten und in allen Schulstufen können ausreichend Lehrer eingesetzt werden. Die Versorgungslage ist zufriedenstellend“, versicherte Kahrs. Lediglich an einigen Schulen gebe es „Defizite“ bei der Lehrerversorgung. Das gelte auch für den Unterricht in den Fächern Englisch, Spanisch, Musik, Sport und biblische Geschichte.

Doch die Liste der Defizite ist noch länger: 105 Lehrerstellen sind zum neuen Schuljahr weggefallen. 30 Stellen wurde neu besetzt. Demgegenüber ist die Zahl der Schüler gestiegen: 74.712 SchülerInnen drücken derzeit die Schulbänke in Bremen. Das sind 2.611 mehr als im Vorjahr. Außerdem sind im Vergleich zum Vorjahr mehr Schüler eingeschult worden. 5.916 Erstkläßler gibt es in diesem Jahr. Im vergangenen Jahr waren es 5.893 I-Dötzchen. Dagegen sind Bremens Lehrer vergleichsweise alt. Das Durchschnittsalter liegt bei über 50 Jahren. Von einer „zufriedenstellenden Versorgungssituation“ könne deshalb keine Rede sein, schimpfte Yasmina Wöbbekind, Sprecherin der Gewerkschaft GEW. Kahrs „Zahlenspiele“ seien „Augenwischerei“. Es sei ihr ein „Rätsel“ wie immer weniger Lehrer immer mehr Schüler unterrichten sollten. Ihrer Rechnung nach sind nur 6,5 Stellen mit 9 neuen Lehrern besetzt worden. Die übrigen „Neubesetzungen“ seien Lehrer, die bislang in Zwangsteilzeit unterrichtet hätten. „Tatsächlich haben wir nur neun neue Gesichter“, versichert Wöbbekind. Für das kommende Schuljahr sieht die GEW-Sprecherin schwarz: „Es wird Unterrichtsausfall geben“, prophezeit sie. Während Kahrs die „gewachsene Mobilität“ der Lehrer lobt, die auch bereit seien, an anderen Schulen einzuspringen, kritisiert die GEW-Sprecherin die Versetzungen von Lehrern zu Vertretungszwecken. „Die Kollegen wissen nicht, ob sie morgen noch an der Schule sind oder nicht.“

„Die Personaldecke reicht hinten und vorne nicht“, kritisierte auch Helmut Zachau (Grüne). „Ohne nennenswerte Neueinstellungen ist eine vernünftige Unterrichtsversorgung und -betreuung nicht möglich.“ Dieser Forderung will sich Kahrs nicht verschließen. „Hier merkt man deutlich, daß wir auf Sparkurs sind“, räumte sie auf Nachfrage ein. In Bremen müßten jedes Jahr 150 neue Lehrer eingestellt werden, sagte sie. Das wäre „die zentrale Forderung für die nächste Legislaturperiode“. Für das Jahr 1999 hat der Senat 90 neue Lehrerstellen bewilligt.

kes