■ Vorschlag
: Drehen und Tanzen: DJ Krust und Forever Sweet auf dem Pfefferberg

Daß es finanziell nicht einfach ist, die Größen des Drum 'n' Bass in die hiesigen Clubs zu bekommen, bewies vor gut zwei Jahren ein Joint-venture von vier Berliner Clubs. Sie legten zusammen, verplichteten Roni Size, organisierten ein Rahmenprogramm und kamen auf diese Weise in den Genuß, einen Star an den eigenen Plattentellern stehen zu haben. Hinsichtlich hoher Gagenforderungen macht sein Bristol-, Reprazent- und Talkin'-Loud-Kollege Krust keine Ausnahme, schon gar nicht mehr, seit das Live-Drum 'n' Bass- Projekt Reprazent sich als chartkompatibel erwies. Die Selbstdreher-Zigarettenmarke Drum aber macht's möglich, und so ist bei der heute zum vierten Mal stattfindenden Drum 'n' Rhythm-Night DJ Krust mit seinen rollenden Bässen der Top-Act auf dem sogenannten Main-Floor des Pfefferbergs.

Noch tanzenswerter könnte allerdings der Set von Michael Mayer und Tobias Thomas werden. Unter dem schnuckelig-anziehenden Namen Forever Sweet haben die beiden Kölner kürzlich ein Album herausgebracht, das eingefleischten Drum 'n' Bass-Headz gerade Bass-Drum schmackhaft machen und ein paar Minuten Entspannung abringen könnte. „Geben und Nehmen“ heißt es, und allein mit diesem Titel dürften sich die drei zumindest hinsichtlich aktueller Sprachmoden ein Verdienst erworben haben: Pärchenbildung rollt ab sofort bei Werbern und Überschriftenbastlern: Aktion und Reaktion, Rennen und Siegen, Raven und Kämpfen, Wählen und Entscheiden. „Geben und Nehmen“ hat aber auch andere, wichtigere Reize, sind es doch ausgerechnet Abba, die Forever Sweet als Zitatklammer für die neun Tracks ihres Albums verwenden: „Don't Speak“ heißt der erste, mit smartem Pop-Appeal und der „The Winner Takes It All“-Zeile „I don't wanna talk“ (ganz Wagemutige dürfen sich noch No Doubt hinzudenken), und „Super Trouper Extra“ ist der schöne, deepe und süchtig machende Rausschmeißer des Albums. „Musik, die feiern will, um der Frustration über Passivität und Rumstehertum ein Ende zu machen“, ist die Vorgabe, Club-Sounds und Pop versus Kölner Konzept- und Kopf-Techno. Auch wenn Forever Sweet natürlich genau aus diesem Umfeld stammen und Mike Ink und Jörg Burger eigentlich auch schon ganz schöne Pop-, Emo-, und Durch-den-Bauch-geh-Platten veröffentlicht haben. Doch was soll's, irgendwelche Motivationen für ein Album muß es ja immer geben. „Geben und Nehmen“ jedenfalls läßt einen nicht nur im Club die Arme vor Glück nach oben reißen: Es reicht eigentlich auch der Ikea-Schemel, auf dem man plötzlich freudestrahlend hin und her rutscht. Gerrit Bartels

Heute, ab 22 Uhr im Pfefferberg, Schönhauser Allee 176