Wege zur perfekten Anlage

■ Vor dem Kauf einer Solarstromanlage müssen zahlreiche Entscheidungen getroffen werden. Bei preisgünstigen Angeboten sollte man das Kleingedruckte gut prüfen. Ein Einkaufsratgeber

120 verschiedene Solarmodultypen, 50 Wechselrichtermodelle und gut 500 Firmen, die diese in allen möglichen Kombinationen zusammenschrauben, stehen zur Auswahl. Wer keine Kosten, dafür aber die Mühen scheut, nimmt sich ein renommiertes Installationsunternehmen, das einen Namen zu verlieren hat, schließt zusätzlich eine Handvoll Versicherungen gegen alle möglichen Pannen ab und kann einigermaßen sicher sein, eine gut funktionierende, schöne Anlage zu erhalten. Doch wer eine maßgeschneiderte und kostengünstige Anlage möchte, für den lohnt es sich, vorab etwas Zeit zu investieren und einige wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen.

Die notwendige Leistung der Anlage hängt erstens vom Geld ab, das man investieren möchte, und zweitens vom gewünschten Stromertrag. Als Richtgröße kann man davon ausgehen, daß eine Anlage mit einem Kilowatt Leistung 800 Kilowattstunden Strom im Jahr produziert. Eine solche Anlage benötigt acht Quadratmeter Fläche und kostet 18.000 Mark. Fläche und Stromproduktion nehmen linear mit der Größe der Anlage zu, der Preis je Kilowatt nimmt bei größeren Anlagen ab. Eine Solarstromanlage mit einer Leistung von vier Kilowatt bekommt man heute schon zum Preis von 50.000 Mark. Damit läßt sich der Strombedarf einer (sparsamen) vierköpfigen Familie decken.

Mitunter werden Solarstromanlagen auch preiswerter angeboten. Die Firma energetik aus Gütersloh wirbt beispielsweise mit einer 2-kW-Anlage zum Preis von 20.000 Mark. Daß in diesem Preis die Mehrwertsteuer nicht enthalten ist, steht dann im Kleingedruckten. Bei Billigangeboten sollte man weiterhin prüfen, ob der günstige Preis tatsächlich aufgrund günstigerer Einkaufskonditionen des Installateurs zustande gekommen ist oder ob an für den Kunden ungünstiger Stelle gespart wurde. Ist der Preisdruck hoch, verzichtet mancher Installateur beispielsweise auf den Einbau von Geräten zum Überspannungsschutz. Das kann durchaus gutgehen, aber möglicherweise erwischt es dann doch die Anlage bei einem Gewitter. Oder ein sehr junges Unternehmen möchte Erfahrungen sammeln und baut zum Selbstkostenpreis. Wenn man auch Erfahrungen sammeln möchte, ist dagegen nichts einzuwenden.

Natürlich kann man sich von einem Solarinstallateur alles erklären lassen. Wer allerdings Mißverständnisse vermeiden will, sollte sich vor dem ersten Gespräch über einige Randbedingungen Klarheit verschaffen. Dazu gehören neben der gewünschten Leistung der Anlage auch Angaben zur Größe der nutzbaren Dachfläche, deren Ausrichtung, die Zugänglichkeit des Daches, mögliche Probleme mit Schattenwurf von Bäumen oder Schornsteinen, der zuständige Energieversorger sowie der gewünschte Liefertermin. Eine kompetente Fachfirma sollte mit diesen Angaben ein qualifiziertes Angebot erstellen können. Doch woran erkennt man ein „qualifiziertes“ Angebot? „Neben dem Gesamtpreis sollten zusätzlich die Preise der Komponenten aufgeführt sein“, nennt Herbert Becker vom TÜV Rheinland als Kriterium. Insbesondere sei es ratsam, mehrere Angebote einzuholen und darauf zu achten, daß diese ähnlich strukturiert sind, um vergleichen zu können. Eine Angebotsgliederung nach Positionen und unter Bezeichnung der Komponenten ist im allgemeinen branchenüblich und sollte schon bei der Angebotsanfrage explizit gewünscht werden. Weiterhin sollte das Angebot die Garantieleistung für die Gesamtanlage sowie für den oder die Wechselrichter und Module enthalten. Dazu gehören Lieferbedingungen, Lieferzeiten, Zahlungsmodalitäten sowie eine Bindefrist. Ratsam ist es auch, die Angabe eines garantierten Mindestenergieertrags sowie die Kosten für einen Wartungsvertrag zu fordern.

„Schon die Art und der Umfang des Angebots geben erste Anhaltspunkte über die Qualität der Fachfirma“, so Becker. Die Garantiezeiten für Solarmodule sollten bei zehn Jahren oder darüber liegen, für Wechselrichter bei mindestens zwei Jahren. Sinnvoll ist es auch, sich eine Referenzliste über bereits installierte Anlagen geben zu lassen und mit den Besitzern Kontakt aufzunehmen. Von Vorteil ist ein Unternehmen, das seinen Sitz nicht weiter als eine Autostunde entfernt hat. Denn wenn doch mal ein Defekt an der Anlage auftritt, nützt der beste Wartungsvertrag nichts, wenn der Installateur leider nicht kurzfristig von München nach Hamburg kommen kann.

Wurde eine Fachfirma in die engere Wahl gezogen, wird ein Ortstermin vereinbart, der möglicherweise schon mit Kosten verbunden ist. Jedoch kann nur so der Installationsaufwand genau bestimmt werden. Vor Ort kann sich der Installateur auch ein genaues Bild von potentiellen Abschattungen machen und so den zu erwartenden Ertrag abschätzen. Bei einem garantierten Ertrag muß natürlich berücksichtigt werden, daß es sonnenreichere und -ärmere Jahre gibt. Die Abweichung vom sogenannten Normsonnenjahr kann man beim Deutschen Wetterdienst erfragen und mit dem tatsächlichen Ertrag auf den genormten umrechnen. Wird der Ertrag nicht erreicht, sollte eine entsprechende Kaufpreisrückerstattung vereinbart werden. Denn schließlich zahlt man ja nicht für eine blaue Dacheindeckung, sondern für den hoffentlich reichlich fließenden Solarstrom. Anne Kreutzmann