Swissair fliegt Typ der Unglücksmaschine weiter

■ Bis zum Beweis eines technischen Defekts wird der Flugzeugtyp MD-11 weiter eingesetzt. Das Modell gilt als sicher und „voll flugtauglich“. Swissair in Europa auf Platz 14 bei Sicherheit

Berlin (taz) – Auch nach dem Absturz einer Langstreckenmaschine der Swissair vom Typ MD-11, bei dem in der Nacht zum Donnerstag 229 Menschen starben, wird dieser Flugzeugtyp weiter eingesetzt. „Wir halten so lange an der MD-11 fest, bis völlig neue Informationen verfügbar sind“, erklärte gestern der Konzernchef der Swissair-Muttergesellschaft SAirGroup, Philippe Brugisser. Auch das deutsche Luftfahrt-Bundesamt (LBA) und die Pilotenvereinigung Cockpit sahen „keinen Anlaß“, die Maschinen aus dem Haus McDonnell-Douglas/Boeing am Boden zu lassen. Die Swissair besitzt noch 15 solche Maschinen.

Für eine Sperre des Typs müsse man erst genau wissen, was passiert ist, sagte der Sprecher des LBA, Jochen Pieper. Wenn sich ein relevanter technischer Mangel herausstelle, könne man reagieren. „Alle Flugzeuge des Typs stillzulegen ist weder notwendig noch sinnvoll.“ Bernd Bockstahler von Cockpit ergänzte gegenüber der taz, die MD-11 sei grundsätzlich eine sehr sichere Maschine. Nur bei „begründetem Verdacht“ sei an Stillegungen zu denken.

Die Suche nach dem Flugschreiber und den Tonbandaufzeichnungen aus dem Cockpit ging gestern im Seegebiet vor der kanadischen Ostküste weiter, wo die Maschine vor dem Erreichen des Flughafens Halifax zerschellt war. Als Unglückursache wird ein Schaden an der Elektrik vermutet, der die Rauchentwicklung im Cockpit erklären könnte. Ein Terroranschlag wird von der kanadischen Flugsicherung inzwischen ausgeschlossen. Nach Angaben der Swissair war die Maschine voll flugtauglich. Die Fluglinie brachte gestern Angehörige der Opfer nach Halifax und kündigte an, jeweils 20.000 Dollar für die Hinterbliebenen als erste Unterstützung bereitzustellen. Die Airline änderte die Flugnummer der Direktverbindung Genf–New York von 111 in 115. Nach einer Rating-Liste der „AirSafe Financial“, die sich auf tödliche Unfälle bezieht, liegt die Swissair bei der Sicherheit in Europa nach dem Unfall auf Rang 14. Bernhard Pötter