„Liebesgesang und Freudenhymne“

■ Zum Antrittskonzert überzeugt Christoph Eschenbach mit Oliver Messiaen

Als Christoph Eschenbach im Mai als neuer Chefdirigent des NDR-Sinfonieorchesters vorgestellt wurde, machte er sein Ziel gleich deutlich: „Es ist wichtig, daß die Menschen wissen, daß es nicht nur Beethoven gibt. Ich will den Hamburgern die Musik des 20. und bald des 21. Jahrhunderts nahebringen.“ So stand gestern folgerichtig beim Eröffnungskonzert der neuen Saison nicht nur das Klavierkonzert Nr. 2 in B-Dur, op. 19 der deutschen Komponistenlegende auf dem Programm, sondern auch die Turangalîla-Symphonie von Oliver Messiaen, uraufgeführt 1948. „Dieses Werk gehört zum Kulturgut des 20. Jahrhunderts“, macht der Orchesterchef aus seiner Begeisterung keinen Hehl, „das muß jeder gehört haben.“

Doch zunächst kam Beethoven ganz klassisch daher. Eschenbach dirigierte und spielte selbst den Klavierpart, und vor allem im zweiten Satz gab es sehr lyrische und ausdrucksstarke Momente. Nach der Pause allerdings wurde klar, in welche Richtung die NDR-Sinfoniker geführt werden sollen: Ein „Weltklasse-Orchester“ willder 56jährige aus ihnen machen.

„Das Sanskritwort Turangalîla schließt gleichzeitig die Bedeutungen Liebesgesang und Freudenhymne. Zeit, Bewegung, Rhythmus, Leben und Tod ein, Musik, die Zartheit und Heftigkeit, Liebe und Ungestüm kennt.“ Eschenbach wird diese Aussage Messiaens gekannt haben, als er mit seinen Musikern das lange und schwierige Opus einstudierte. Brillant führt er das übergroße Orchester – die Holzbläser sind dreifach besetzt – durch die zehn Sätze. Stets erweist er sich als Herr über die vielfältigen Rhythmus- und Melodiestrukturen des Werkes, um nach dem Finalsatz die Ovationen jenes Teils des Publikums entgegenzunehmen, der bis zum Ende des Konzerts geblieben war. Eschenbach muß sich sein hanseatisches Publikum wohl noch erziehen. Aber das gelang ihm noch auf jeder Dirigentenstelle.

Eberhard Spohd

noch heute und morgen, jeweils 20 Uhr, Musikhalle