Mineralwasser kommt in die Plastikflasche

■ Branchenführer Gerolsteiner will umstellen. Kleinere Konkurrenten geraten unter Druck

Berlin (taz) – Der Branchenerste unter den Mineralwasserproduzenten Gerolsteiner will künftig sein Wasser auch in Plastikflaschen abfüllen. Neben Cola und Limonade wäre damit erstmals auch Mineralwasser in den PET-Flaschen erhältlich – voraussichtlich schon ab November. Der Getränkekoloß aus der Eifel, fünf deutsche Brunnenbetriebe plus polnischer Tochter, hofft auf eine Steigerung seines Marktanteils von 10 auf 17 Prozent.

Dürfte zunächst ein zweigeteiltes Angebot (Glas und PET) die Regel sein, so könnten bei Erfolg Glasflaschen langfristig vollständig vom Markt verschwinden. Den größten Zuspruch für die neuen „zeitgemäßen“ Plastikflaschen erwartet Gerolsteiner von jungen KundInnen. Ältere Menschen werden sich hingegen nur ungern von der gewohnten „Leihflasche Deutscher Brunnen“ trennen.

Doch Gerolsteiner-Geschäftsführer Peter Traumann scheint sich seiner Sache sicher: Dank der mit nur 49 Gramm „ultraleichten“ PET-Flaschen wolle seine Firma die Transportkapazität der Lastwagen um 40 Prozent erhöhen. Das Abfüllen der bruchsicheren Flaschen sei einfacher, selbst die Reinigung würde billiger.

„Eine große Gefahr“ sieht dagegen Walter Jungbauer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). In Verbindung mit Sprudelgetränken löst sich aus den PET-Flaschen der als „bedenklich“ eingestufte Stoff Acetaldehyd. Außerdem nimmt ein Getränk durch Acetaldehyd einen leichten Apfelgeschmack an, was bei Mineralwasser natürlich mehr auffällt als bei Cola. Doch Gerolsteiner widerspricht: Mit nur zehn Mikrogramm pro Liter liege die Abgabe des Stoffes weit unter der menschlichen Wahrnehmungsschwelle.

Umstritten ist auch, was denn nun umweltfreundlicher sei, Glas oder Plastik. Für das Plastik spricht das geringere Transportgewicht, für Glasflaschen, daß sie dreimal so oft wiederverwenden kann. Das Umweltbundesamt (UBA) arbeitet derzeit an einer Ökobilanz, deren Ergebnis allerdings nicht vor Jahresende erwartet wird.

Doch auch die Genosssenschaft Deutscher Brunnen (GDB) haben ihre Probleme mit der neuen Flasche: „Obwohl der Umstieg mit Sicherheit nur ganz langsam vor sich gehen wird, müssen die Betriebe zunächst einmal kräftig investieren“, erklärt Andreas Rottke vom GDB. Auf 10 bis 15 Millionen Mark beziffert Rottke die Kosten einer Umstellung, Gerolsteiner kommt gar auf 20 Millionen. Das kann sich erwartungsgemäß nicht jeder Betrieb leisten. Pech gehabt: „Eine Konzentration auf den Markt ist sowieso unausweichlich“, sagt Gerolsteiner-Geschäftsführer Traumann lakonisch. Der Umstieg auf PET werde den Trend nur beschleunigen.

Anders sieht die Sache Walter Jungbauer vom BUND: Der vorauszusehende „Eingang der regionalen Kleinbrunnen“ werde höhere Transportentfernungen sowie den Verlust von Jobs mit sich bringen. Selbst die hochgepriesenen Vorteile würden somit in den Schatten gestellt. Stefano Recchia