Sayonara Kurosawa – der Meister geht

Berlin (taz) – Akira Kurosawa, der bedeutendste japanische Filmregisseur, ist tot. Der letzte Meister eines Kinos der philosophisch-ästhetischen Lektionen, der wegen seines unerbittlichen Perfektionismus beim Filmemachen auch „Tenno“ (Kaiser) genannt wurde, starb am Sonntag im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Tokio. „Wir haben den Stamm des japanischen Films verloren“, trauerte der japanische Regisseur Kihachi Okamoto am Sonntag, „und das zu einer Zeit, in der die japanische Filmwelt sich in einer schwierigen Zeit befindet.“ Kurosawa selbst allerdings nannte sich stets den „am wenigsten japanischen Regisseur“, wobei er gleichzeitig wenig Sympathie für jemanden zeigte, der ihn „westlich“ nannte. Von ihm ist der Ausspruch überliefert: „Ich habe keine einzige ausländische Besprechung gelesen, die nicht falsche Bedeutungen in meine Filme hineingelesen hätte.“

Seinen ersten internationalen Erfolg hatte Kurosawa mit dem 1950 gedrehten Klassiker „Rashomon“, für den er den Oscar und den Goldenen Löwen erhielt. In diesem wie in allen Kurosawa-Filmen geht es um Menschen, die in prachtvollen Bildern durchschlagend hoffnungslos agieren – Krieger, die aus ihrem Wertekosmos gefallen sind wie in „Die sieben Samurai“, „Kagemusha“ oder „Ran“, dem letzten der Samurai-Filme aus dem Jahre 1984. Kurosawas Kino handelt vom Verfall der Kulturen und dem Chaos der Geschichte. Tagesthema Seite 3