Uni: Keine weiteren Tierversuche

■ „Kritischer Punkt nach Affenversuchen erreicht“ / Makaken dafür befinden sich laut Professor Kreiter in der Trainingsphase / Tierschutzverein kritisiert: „Die Folter an der Uni hat begonnen“

Die Universität Bremen distanziert sich eindeutig von zusätzlichen Tierversuchen. Uni-Sprecher Uwe Gundrum sagte gestern gegenüber der taz: „Auch im Zuge der geplanten Stiftungsprofessur für Neuropharmakologie, ein Gebiet, in dem Tierversuche nicht immer unbedingt auszuschließen sind, ist nach der Debatte um die Affenversuche jetzt ein kritischer Punkt erreicht. Wir werden dies in keiner Weise weiter ausbauen.“ Damit dementiert die Uni eindeutig Gerüchte, nach denen bei der neuen Professur angeblich Tierversuche an Katzen und Hunden durchgeführt werden sollten. Als Begründung für diese Entscheidung nannte Gundrum die harten Auseinandersetzungen um die Versuche an Makaken durch den Neurobiologen Andreas Kreiter.

Unterdessen gehen die Diskussionen um eben diese Versuche in die nächste Runde – geschürt durch einen aktuellen Bericht der BILD-Zeitung. Demnach starten zur Zeit die ersten Affenversuche an der Uni. Per Zufall hatte ein Reporter einen der Affen in einer der Versuchsapparaturen beobachten können. Daraus entstand der Artikel „BILD sah gequälten Affen.“ Kreiter wehrt sich. Er bezeichnet den gesamten Artikel als „falsch“. Der Neurobiologe sieht sich erneut als Opfer einer „Hetzkampagne“. Nach seinen Angaben seien die Versuche noch in der Trainingsphase. „Die Tiere lernen momentan, sich auf einen Punkt auf einem Monitor zu konzentrieren. Um dies überwachen zu können, werden ihre Augenbewegungen gemessen.“ Offen gibt er zu, daß die Tiere bereits Implantate in der Schädeldecke hätten, um später die Versuche durchführen zu können. Kreiter will so Grundlagen erforschen für neue Diagnosetests bei menschlichen Hirnstrukturen.

Obendrein verweist Kreiter darauf, daß die Versuche ordnungsgemäß genehmigt seien. Dies bestätigt auch die Bremer Gesundheitsbehörde. Die Erlaubnis erstreckt sich über den Zeitraum von drei Jahren. Sie ist jedoch mit Auflagen verbunden. So darf Kreiter die Affen nicht länger als vier Stunden pro Tag und 24 Stunden in der Woche im Versuch einsetzen. Die Tiere müssen zudem regelmäßig von einem Tierarzt untersucht werden. Gegen diese Auflagen hatte Kreiter Widerspruch eingelegt, der jedoch zur Zeit ruht.

Wolfgang Apel, Vorsitzender vom deutschen Tierschutzverein, bezeichnet jedoch bereits die jetzt gestartete und von Kreiter als Trainingsphase bezeichnete Anordnung „als Tierquälerei. Eigentlich kann man nur noch von Folter sprechen.“ Durch die Sonden im Hirn und das stundenlange Sitzen auf dem Untersuchungsstuhl könne man nicht von irgendwelchen Trainingsphasen sprechen. Als „skandalös“ empfindet er zudem die Haltung der Uni, grünes Licht für die Versuche zu geben, ohne eine Petition des Bremer Tierschutzvereins abzuwarten. Diese wurde im Juli in der Bürgerschaft eingereicht, um die Tierversuche an der Uni Bremen zu stoppen. „Daß die Uni nicht einmal abwartet, bis die Bürgerschaft über die Petition entschieden hat, zeigt wie ethisch verwerflich man dort mit dem Thema umgeht.“ Insgesamt hatten 45.000 BremerInnen die Petition unterzeichnet. Uni-Sprecher Gundrum sagt dazu nur, das Bremer Parlament habe Ende vergangenen Jahres einen Bürgerantrag mit fast dem gleichen Inhalt wie die aktuelle Petition bereits abgelehnt. Jens Tittmann