■ Mit der neuen S-Klasse auf du und du
: Abgespecktes Monster

Berlin (taz) – Daimler Benz- Chef Jürgen Schrempp war glücklich. Die neue Mercedes- S-Klasse, sagte er gestern bei der Vorstellung des Wagens, stehe für die „Innovations- und Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens“. Weniger blumig ausgedrückt: Der Stuttgarter Konzern hat eine Fehlentwicklung korrigiert.

Denn das Vorgängermodell, mit dem Daimler-Benz Anfang der neunziger Jahre auf den Markt kam, geriet zur Lachnummer. In kaum eine Garage und in keinen Autoreisezug paßte das Riesenauto, und beim Rückwärtseinparken suchten die Fahrer vergeblich das Hinterteil ihrer Limousine zu entdecken. Daß das Monster auf hundert Kilometer bis zu 17 Liter soff, konnten die Fahrer vielleicht noch verschmerzen. Aber als der Wagen schon bei mehr als 150 Kilo Zuladung das zulässige Gesamtgewicht überschritt, wurde es selbst Bankdirektoren und Bauunternehmern zu dumm.

Zwar korrigierten die Autobauer nachträglich einige Fehler, doch letztlich galt die „große, wuchtige Reisemlimousine“ (ADAC-Beurteilung) als hoffnungslos überdimensioniert, und Konkurrenzmodelle von BMW, Audi und Jaguar machten Boden gut.

Ab Oktober ist Daimler nun endlich das zu groß geratene Modell los und verkauft mit der neuaufgelegten S-Klasse ein abgespecktes Monstrum: es wird 41 Millimeter niedriger sein, 31 Millimeter schmaler und mit 5,04 Metern auch 75 Millimeter kürzer. Weil Motorhaube und Fahrwerkteile aus Aluminium und leichterem Stahl sind, ist die neue Version je nach Ausstattung bis zu 300 Kilo leichter. Zudem soll sie 13 bis 17 Prozent weniger Kraftstoff schlucken.

Das unhandlich-lahme Image ihrer Vorgängerin soll die neue S-Klasse mit technischen Tricks vergessen machen. Ein „Tempomat“ regelt automatisch den Abstand zum vorausfahrenden Auto, die Funktion von Tür- und Zündschlüssel übernimmt eine Chipkarte, und in Komfortsitzen kann während der Fahrt der Rücken massiert und belüftet werden. All das soll zwischen 113.000 und 154.000 Mark kosten.

Deutschlands alternativen Verkehrsclub VCD macht die neue S-Klasse noch nicht glücklich: „Saurier bleibt Saurier“, erkärte der Club gestern, „auch wenn die Krallen etwas abgeschliffen sind.“ Georg Löwisch