Leichen im Computer

■ GEW: Behörden-Schlamperei schuld an Unterrichtsausfall. Gespräch über Sparen

Schuld am Unterrichtsausfall an Hamburgs Schulen ist oft Schlamperei der Schulbehörde, klagte gestern die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Mehr als 200 Lehrerstellen seien faktisch nicht besetzt. Schuld daran sind nach Ansicht der Gewerkschaft ein neues Computerprogramm und Verwaltungsmängel.

Seit zwei Jahren registriert ein Computer die 15.000 Hamburger LehrerInnen, und immer wieder verschwinden Stellen „im Bermudadreieck der Behörde“, so die GEW. Denn der Rechner speichert zwar die vakanten Posten, gibt sie aber nicht zur Wiederbesetzung frei. Früher wurde per Hand dafür gesorgt, daß pensionierte, verletzte oder gestorbene Lehrer nicht nur aus der Personalliste, sondern auch aus dem Stellenplan gestrichen wurden. Die Jobs wurden wieder vergeben.

Ein weiteres Problem sind laut GEW jene LehrerInnen, die zwar noch in den Schulen arbeiten, aber mit Unterricht längst nichts mehr zu tun haben. Beispielsweise werden FrührentnerInnen nicht nach Hause geschickt, sondern bekommen andere Aufgaben. Der Mathematiker, der in seiner Schule Stundenpläne bastelt, wird so weiterhin als Lehrer gezählt. Rund 60 solcher Pseudo-Stellen gibt es in Hamburg, schätzt die Gewerkschaft. Weitere 40 Jobs gingen verloren, weil das Geld, das für sie nötig wäre, woanders ausgegeben wird, beispielsweise für Fortbildungen.

Zum ersten Mal will die Gewerkschaft nun mit der Schulbehörde darüber reden, wie einigermaßen sinnvoll gespart werden kann. In einem Brief schlägt sie unter anderem vor, junge LehrerInnen nicht mehr als Angestellte, sondern als BeamtInnen einzustellen. Das wäre billiger, weil die Stadt für sie keine Sozialabgaben zahlen muß. „So könnten in dieser Legislaturperiode rund 400 Lehrerstellen geschaffen werden“, schätzt die GEW-Vorsitzende Anna Ammonn.

„Um die Zeit der ärgsten Haushaltslage zu überbrücken, würden wir auch Maßnahmen akzeptieren, die weh tun“, erklärte sie gestern kompromißbereit – vorausgesetzt, die Behörde versichert per Vertrag, daß diese Schmerzen endlich sind. Soll heißen: Schulsenatorin Rosemarie Raab (SPD) müßte unterschreiben, daß der Standard an Hamburgs Schulen nicht schlechter wird.

Matthias Berg/Judith Weber