Bertis Leid, Wahlkämpfers Freud'

Zwei wichtige Posten in dieser Republik waren und sind neu zu besetzen. Auf den einen wurde am Mittwoch der Altmeister Erich Ribbeck berufen. Was die DFB-Spitze dazu getrieben hat, Berti Vogts durch einen Geistesklon zu ersetzen, wird wohl für immer ihr Geheimnis bleiben. Sicher ist jedoch, daß sich der Schleswig-Holsteinische SPD- Landtagsabgeordnete Klaus-Peter Puls nicht durchgesetzt hat. Er forderte nämlich: „Das Volk muß entscheiden – Direktwahl des Bundestrainers!“ Und verknüpft Vogts' Abgang sofort mit dem Helmut Kohls. „Die Personalpolitik des Bundeskanzlers“, verwechselt Puls alles auf einmal, „hat ein weiteres Mal Schiffbruch erlitten.“

Auch die GAL-Altona verbindet das sportliche Schicksal mit dem politischen. Auf ihren Wahlplakaten prangt seit Mittwoch: „Danke, Berti! Danke, Helmut!“ Wofür eigentlich? Für die gemeinsam errungene Europameisterschaft 1996? Mitnichten. Die Grünen wollen „ein Zeichen setzen, daß man in der Phase des Zurücktretens und des Karriereendes fair bleiben muß“. Ein typisches Beispiel dafür, daß man das Fell nicht verteilen soll, bevor man den Bären erlegt hat. Schließlich hat der DFB mit Ribbeck bereits zurückgeschlagen.

Ganz im Sinne der NPD. Die solidarisiert sich mit Berti, dem „vielleicht letzten deutschen Bundestrainer“. Die Rechtsextremen sehen sich nämlich ebenso von der „deutschfeindlichen“ Presse verfolgt wie den Ex-Coach und fordern obendrein: „Die deutsche Nationalmannschaft muß deutsch bleiben!“ Was durchaus den Regeln der FIFA entspricht. Aber was deutsch heißt, bestimmt immer noch der DFB nach den „sportlichen Erfordernissen“. Und zum Glück nicht die NPD.

else/ Foto: Henning Scholz