■ Urdrüs wahre Kolumne
: Ein Mädchen aus Piräus

Eine Bürgerinitiative „Park & fight“ wurde gestern abend ganz ernsthaft in einer hannöverischen Kneipe gegründet. Die zentrale Forderung ist „Weniger Knöllchen, mehr Parkplatz“. Von 18-9 Uhr sollen als Sofortmaßnahme die Bürgersteige herhalten, und falls das nicht subito geschieht, wollen diese asozialen Automenschen mit ihren Dreckschleudern eine Schleichdemo in der City durchführen. Da bitten wir doch um die Gründung weiterer Ortsgruppen überall: Wenn dann die Politessen hart bleiben, haben wir sie endlich, die bundesweite Einführung von Tempo 6 in den Innenstädten.

Ein knallrotes Fahrrad, aus Recyclingteilen gebaut und mit der daraus resultierenden Individualität halbwegs diebstahlgeschützt: Das war schon immer mein Traum! Wer diesen wahrwerden lassen will und mir so ein Teil aus lauter Nächstenliebe schenken möchte, der gehe bitte morgen zum Tag der Offenen Tür ins Bremer Theater, zeichne zwei Abos und lasse sich dafür, wie von Gevatter Pierwoß versprochen, ein solches Unikat überreichen, am liebsten in der Damen-Version ohne Stange. Vergelt's Gott!

Am Hauptbahnhof fragt mich ein junger Schnösel im dunkelblauen Anzug, ob ich nicht „ganz umsonst“ für ein Jahr Mitglied bei American Express werden wollte. Noch halbwegs freundlich weise ich darauf hin, daß ich bereits eine Bahncard mit Zahlfunktion habe, werde aber dann von dem jugendlichen Arschloch belehrt: „Wennse irgendwo anner Cocktailbar mit einer Dame sitzen, kommt American Express beim Zahlen aber viel besser als Visa!“ So stelle ich mir das handelsübliche Mitglied der Jungen Liberalen vor, wenn er sein Date über Annes Seitensprungagentur klargemacht hat.

Für den Kongress Brain 2000 im August des Jahres 2000 im Hamburger CieBie, das natürlich CieCieÄitsch heißt, erwarten die Hirnforscher, daß ein sprachgewandter Gorilla die Tagung eröffnet. Wenn dieser Bonzo dann nur halbwegs Kumpel ist, wird er vor aller Welt darüber auspacken, was für Mabuse-Taten sich der Herr Neurobiologe Andreas Kreiter von der Uni Bremen mit kleinen süßen Affen erlaubt, die sich nicht wehren können. Sachdienliche Hinweise für den Gorilla bitte unter http://www.brain2000.

Anlässlich der Eröffnung der Sammlung Walter Kempowski in Zeven bekannte sich das schreibende Schulmeisterlein zu den Gründen der jahrelangen Funkstille zwischen ihm und der Samtgemeinde mit den Worten „In dem Buch 1000 Jahre Zeven ist jede Töpferin erwähnt, über mich steht aber keine einzige Zeile drin. Das fand ich doch sehr sonderbar“. Tadellöser und Wolff, ziemlich live.

Beim Warten auf Gysi vertrieb ich mir auf dem regennaßen Goetheplatz mit einigen Sangesbrüdern und –schwestern die Zeit unter dem Dach eines weißen Plaste & Elaste-Gartenpavillons bei Bier und akkordeongestützten Schlagerliedern, wobei irgendwann auch die „Mädchen aus Piräus“ dran waren. Eine ältere Dame gab sich daraufhin als Leserin dieser Kolumne zu erkennen und gab an, daß sie damals dabeigewesen sei, als Melina Mercouri bei den Filmdreharbeiten ins Hafenbecken stürzte. Hierzu möchte ich gern eine Geschichte schreiben – bitte, Muse melde dich!

Gestern abend haben Trittin und mein gegenwärtiger Lieblings-Schwarzer Ralf Borttscheller im KITO vermutlich ziemlich engagiert über Recht und Ordnung gestritten. Falls der Marshal dabei endlich bemerkt haben sollte, daß sein Karma ihn nicht zum schlichten Stammtischbruder bestimmt, sondern zum hitzköpfigen Gastwirt, der für mehrere solcher runden Tische Pils, Korn und Buletten bereithält, möchte ich gern die Verbindung zur Schaumburger Privat-Brauerei herstellen, damit dieses exquisite Bier endlich auch in Bremen geführt wird. Als Gesellschafter und graue Eminenz im Hintergrund sollte dann noch das niedersächsische Schlachtross Wilfried Hasselmann an Bord genommen werden, damit wenigstens einer sturmerprobt und erdverwachsen „Herzog Wittekinds Stamm“ mitgrölen kann. Namensvorschläge für das Kneipenprojekt: Alte Moschee, Kleines Asyl oder Heini Holtenbeen. Der Eröffnung sieht mit Freude entgegen

Ulrich „Schluck“ Reineking