■ 75 Jahre Hachez
: Braune Blätter fürs Liebesgefühl

Wenn in der Fabrik für die feine Schokolade die Mittagspause beginnt, dann drängen sich die MitarbeiterInnen in dem kleinen betriebsinternen Lädchen „Nur für Firmenangehörige“. Offenbar sind die, die den ganzen Tag in der Kakao-geschwängerten Luft arbeiten, keineswegs abends gesättigt von der zarten Versuchung. Nicht nur der Firmenchef Hasso G. Nauck hat in Schälchen Hachez-Pralinen in seinem repräsentativen Penthouse-Arbeitszimmer auf dem Konferenztisch stehen, auch die Mitarbeiter wissen ihr Produkt zu genießen: „150 Gramm pro Tag, das kommt öfter vor“, gesteht Vertriebsleiter Rainer Tietjen, „obwohl ich weiß, daß das nicht gesund ist.“

Am Tag des 75. Firmenjubiläums wurden die Geschäftspartner gestern an den metergroßen Bottichen vorbeigeführt, in denen die braune Creme angerührt wird. Große Steine mahlen die Zucker-Kristalle sahnig fein, stundenlang dürfen die Aromen auf das braune Gemisch wirken, auch wenn das das Produkt etwas teurer macht. Bei Hachez hält man große Stücke auf den komplexen Herstellungsprozeß, der aus dem feinsten Kakao, den es auf der Welt gibt, die teuerste Schokolade werden läßt.

In dem Werk in der Westerstraße wird derzeit 40 Stunden die Woche und in mehreren Schichten bis in die Nacht gearbeitet, auf den Verpackungs-Bändern laufen schon die Weihnachts-Motive. Im Januar können die Mitarbeiter – Männer in der Produktion, Frauen an den Verpackungsmaschinen – ihr überzogenes Arbeitszeitkonto wieder abfeiern.

Die Hälfte der Aroma-Stoffe in der Schokolade – insgesamt sind es über 500 – sind bis heute chemisch nicht analysiert, die Herstellung der feinen Schokolade bezieht daraus den Glanz des Geheimnisvollen. Und die Schokolade von Hachez ist nicht nur ein handwerkliches Kunststück, sondern auch gesund: Sie hat weniger Zucker, mehr Kakao als konkurrierende Sorten, die Kakaobutter senkt den Cholesterinspiegel und damit das Schlaganfall-Risiko, das Serotin wirkt stressabbauend, die Substanz „PEA“ soll sogar aphrodisische Wirkungen haben „und im Körper dieselbe Reaktion hervorrufen wie das Liebesgefühl“, heißt es in den „Hachez-Hintergrundinformationen“.

Hachez sagt das aber nicht ungebührlich laut, Reklame im klassischen Sinne gibt es nicht: Die feine Schokolade vertraut auf den besonderen Geschmack und die Wirkungen der Mund zu Mund-Verbreitung. Und das durchaus mit wirtschaftlichem Erfolg. K.W.