Gemeinsam ohne Geld

■ Ohne Subventionen findet die Puppenspielwoche trotzdem statt

„Wer loszieht, der hat schon gesiegt, wer bleibt, der hat verloren; wer sich vor jedem Pups verkriecht, wär' besser nicht geboren.“ Was aus Lilas Faunentraum so aufmüpfelnd daherklingt, könnte auch zum neuen Motto der Hamburger Puppenspielwoche werden, schließlich hat das Jugendamt den Veranstalterinnen in diesem Jahr erstmalig jegliches Geld verweigert.

Lilas Faunentraum vom Buchfink Theater, König Dezember vom Fliegenden Theater aus Berlin und die Premiere Besuch im Mauseloch des Holzwurm Theaters sind drei der Stücke für Kinder, die im Rahmen der Puppenspielwoche von morgen bis zum 5. November im Hamburger Puppentheater, Haus Flachsland, gespielt werden. Zwei Gründe gibt es, warum die Organisatorinnen vom „Arbeitskreis Hamburger Puppen- und Figurentheater“, dem „Profund Kindertheater e.V.“ und der „Arbeitsgemeinschaft für das Puppenspiel“ die Puppenspielwoche trotz der Finanzmisere auf jeden Fall stattfinden lassen wollen.

„Wir wollen dokumentieren, wie unser Medium sich weiterentwickelt“, erläutert Sibylle Peters von „Profund“; schließlich sei die Puppenspielwoche die einzige Institution, die dem Spiel mit Figuren, Schatten, Puppen, Objekten und „echten“ Schauspielern ein regelmäßiges Forum gebe – dieses Jahr zum 15. Mal. Der zweite Grund heißt „Gemeinsamkeit demonstrieren“, damit „die Debatte über Kindertheater nicht weiterhin hinter der um das Jugendtheater verschwindet“, so Peters weiter.

Kinder- und Jugendkultur werde allzuoft nur nach ihrem pädagogischen Nutzen bewertet, finde in sogenannten sozialen Brennpunkten statt, um die Frustrationen von als defizitär definierten Jugendlichen und Kindern aufzufangen. Die Bilderwelt von Kindern, die Möglichkeiten, an kindliche Ästhetik zu appellieren und Kindern „Mut zu machen, auf ihre eigene, besondere Art zu denken und zu sprechen“, würden dabei vergessen.

Weil es Figurentheater jedoch nicht nur für Kinder gibt, werden an dem zweiten Spielort, dem Fundus Theater in der Papenstraße, dieses Jahr zum ersten Mal Stücke für Jugendliche und Erwachsene gezeigt: Die „Kleinste Bühne der Welt“ wird das schon im Frühjahr gezeigte Objekttheaterstück Der Mond scheint, die Toten fahren wiederholen, und das Tandera Theater premiert am kommenden Sonntag mit 1944 – es war einmal ein Drache. Hier werden zwei Töpferinnen aus Ton die Szenen nachspielen, die sich 1944 im KZ Ravensbrück ergaben, als die dort gefangenen Frauen versuchten, ihren Kindern ein Weihnachtsfest zu bereiten. Für diese Vorstellungen sind noch einige Karten zu haben, – die Kinderstücke, wird vermeldet, sind schon fast ausgebucht.

Ulrike Winkelmann

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