Einmal volltanken aus der Elbe

■ Schiffsunfall: 13.000 Liter Diesel aus Tanker ausgelaufen / Umweltbehörde brilliert: Es hätte alles noch schlimmer kommen können Von Heike Haarhoff

Schiffsunglück mit verheerenden Folgen: 13 000 Liter Diesel sind am Mittwoch abend bei dem Zusammenstoß eines Binnenfrachters mit einem Tanker unterhalb des Geesthachter Wehrs in die Elbe ausgelaufen. Am Süßwasserwattgebiet Heuckenlock schwappte die schmierige Katastrophe knapp vorbei, vor dem 80 Hektar großen Naturschutzgebiet Zollenspieker jedoch konnten Feuerwehr und Polizei den Ölfilm nicht mehr komplett aufhalten. Wie stark Vögel, Pflanzen und der Boden bedroht sind, ist bisher unklar; die Höhe des Schadens geht in Millionenhöhe.

Als Unfallursache sieht die Polizei nicht technisches Versagen oder Sicherheitsmängel, sondern die Sturzbesoffenheit des Kapitäns auf dem Binnenfrachter „Neptun“: Mit 3,07 Promill Alkohol im Blut rammte er auf dem Weg von Tangermünde nach Hamburg gegen 19 Uhr den entgegenkommenden Binnentanker „Christoph Harms“: Dessen Außenwand riß an zwei Stellen auf und 13 Tonnen Kraftstoff flossen aus. Gegen den 49jährigen Kapitän wird wegen Gefährdung des Schiffsverkehrs und Gewässerverunreinigung ermittelt.

Wir haben umgehend und während der ganzen Nacht feste und absorbierende Ölsperren ausgelegt, die die Lache aufsaugen sollten. Auf den meisten Flußabschnitten ist uns das gelungen“, so Werner Müller von der Umweltbehörde. Doch wegen der – tidebedingten – hohen Fließgeschwindigkeit von bis zu drei Meter pro Sekunde, wurden viele Sperren vom Wasser unterspült oder rissen. „Im Gegensatz zu Schweröl ist es bei Diesel unmöglich, den dünnen Ölfilm von der Wasseroberfläche abzuschöpfen“, bedauerte Werner Müller.

Wieviel Liter Dieselöl im Naturschutzgebiet Zollenspieker versickert sind, werden erst die Bodenproben der kommenden Wochen ergeben. Weil der Wattboden ständig umgeschichtet wird, dürfte es unmöglich sein, die verseuchten Gebiete abzutragen. Im Gegenteil: Schiffsöl, das einmal versunken ist, belastet den Fluß und seine Umgebung noch über Jahre. Klar ist auch, daß Tausende von Vögeln, die das Zollenspieker-Gebiet eigentlich nur im Herbst als Rastplatz auf ihrem Zug nach Süden aufsuchen, akut gefährdet sind: „Der Unfall hätte zeitlich nicht ungünstiger passieren können,“ bedauert Lorenz Wehrmann vom Naturschutzamt. Besonders schlimm sei, daß die Vögel ihre Nahrung hauptsächlich aus dem Schlick herauspickten und sich anschließend mit dem Schnabel das Gefieder putzten: „Das Dieselöl verätzt dann auf direktem Weg den Magen-Darm-Trakt.“

Die Reinigungsarbeiten am Elbufer werden mindestens bis morgen mittag dauern. Aber, versuchte Werner Müller einen recht unbeholfenen Beruhigungsversuch: „Die Katastrophe hätte uns schlimmer treffen können, wenn nur ein Zehntel der Menge an Schweröl ausgelaufen wäre.“ Damit dürften die romantischen Träume vom Baden und Stint–Angeln in der Elbe unserem Umweltsenatur Fritz Vahrenholt nun wirklich wie Öl runtergehen.