Frauengeschichte II

Ab 1972. Sexualität, Pornographie, Diskriminierung im Beruf, Gewalt zwischen den Geschlechtern sind neben der Abtreibungsdiskussion die Themen, mit denen sich die Frauen beschäftigen. Der Bundesfrauenkongreß ruft die Frauen auf, sich selbst zu organisieren und „automom“ zu werden.

1975. Internationales Jahr der Frau. Beginn der UNO-Dekade der Frau. Das Buch „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“ von Alice Schwarzer erscheint und facht die Diskussion über das Thema Sexualität an. Die Protokolle belegen eindringlich die Losung der Frauenbewegung: „Das Private ist politisch.“

Das Bundesverfassungsgericht erklärt die Fristenregelung in Paragraph 218 für verfassungswidrig. Dananch ist in der Frauenbewegung eine Polarisierung festzustellen: Die einen ziehen sich enttäuscht und frustriert zurück, andere konzentrieren sich auf alternative Selbsthilfeprojekte.

1976. Die Frauenbewegung kommt in die „Projektphase“. Es entstehen Frauenzentren, -buchläden, -buchverlage, -zeitungen (1976 Courage, 1977 Emma) und Frauenkneipen. Hinzu kommen zahlreiche Selbsthilfeprojekte wie Frauenhäuser für geschlagene Frauen und ihre Kinder, Notrufgruppen, Frauen-Sommeruniversitäten oder das „Feministische Frauengesundheitszentrum in Berlin (1977).

Ende Juni 1976. Der mit der Indikationsregelung reformierte Paragraph 218 tritt in Kraft.

Achtziger Jahre. Die Friedensbewegung und die Gründung der Partei „Die Grünen“ absorbieren viel Engagement aus der neuen Frauenbewegung. Die Frauen treten in die institutionelle Phase ein. Sie werden Frauenbeauftragte, Frauenministerinnen, Leiterinnen und Mitarbeiterinnen von Gleichstellungseinrichtungen. Auch im sozialen Bereich etablieren sich die Frauen. Frauenprojekte, Einrichtungen für arbeitslose Frauen, Frauen- und Mädchenhäuser werden öffentlich finanziert.

Es folgt der Streit um das Müttermanifest. Grüne Politikerinnen wie Christa Nickels oder Antje Vollmer hatten ein frauenpolitisches Konzept ausgearbeitet, das die Arbeit von Müttern in den Vordergrund rückt. Inhaltlich sei dieses Manifest eine Rolle rückwärts, monieren Kritikerinnen. In der parteiinternen Auseinandersetzung jedoch wird deutlich, daß die Rolle der immer verfügbaren Vollzeitarbeiterin hinterfragt werden muß und es Alternativen geben muß zu männlich geprägten Arbeitsstrukturen.

Neunziger Jahre. Der Paragraph 218 bleibt Thema: Erst 1995 hat die Auseinandersetzung um ein neues Abtreibungsrecht ein Ende. Der Bundestag verabschiedet das neue „Schwangerschaftskonfliktgesetz“. Einigen können sich die Fraktionen auf eine Fristenregelung mit Beratungszwang. Die Bewegung der Frauen ist aus den Schlagzeilen verschwunden. Im diesjährigen Bundestagswahlkampf spielt Frauenpolitik keine Rolle. Der feministische Dialog hat ein neues Thema:

die Gender-Debatte. me