„Ich bin nur ein Model“

Der CDU mangelt es an „Stilempfinden“: Bundeswehr und Polizei protestieren gegen Wahlplakate der Christenunion  ■ Von Heike Dierbach

„Gut finde ich es nicht. Aber wir sind an politischer Vereinnahmung ja einiges gewohnt.“ Konrad Freiberg, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in Hamburg, teilt viele Aussagen der CDU zur Inneren Sicherheit nicht. Dennoch empfiehlt dieser Tage an vielen Ecken Hamburgs ein „Kollege“ in staatlicher Dienstkleidung: „Sicherheit wählen. CDU“, und ein grinsender Jüngling in Bundeswehruniform wirbt für „Frieden“.

„Solange es nur Models sind, können wir uns juristisch nicht wehren“, bedauert Freiberg. Nur echten PolizistInnen sei es verboten, in Uniform parteipolitisch aktiv zu werden. Doch woran sollen WählerInnen Original und Fälschung erkennen? „Man müßte korrekterweise einen Balken dazusetzen: 'Ich bin ein Model'“, empfiehlt Manfred Mahr, Bürgerschaftsabgeordneter der GAL und Mitglied der AG Kritische PolizistInnen, „am besten über die Augen!“.

Einen Korb erhalten die Konservativen auch von den umworbenen Barettträgern: Der Deutsche Bundeswehrverband beschwerte sich schriftlich bei CDU-Generalsekretär Peter Hintze über das mangelnde „Stilempfinden“ der Partei. Der Slogan suggeriere, daß der Frieden mit anderen Parteien nicht zu gewährleisten sei, kritisiert der Vorsitzende, Oberst Bernhard Gertz, und fordert, das Plakat nicht mehr zu verwenden.

„Das sind doch bloß von der SPD wildgemachte Gewerkschafter“, weiß Dirk Fischer, Landesvorsitzender der CDU Hamburg und Bundestagsabgeordneter der Partei. Dabei wolle seine Partei doch nur ausdrücken, daß sie hinter Polizei und Bundeswehr stehe. Ludger Staby, Direktkandidat in Altona, weiß gar, daß „sich diese Berufsgruppen nun mal von der CDU am besten vertreten fühlen“. „Völlig abwegig“, widerspricht Freiberg, denn gerade die CDU-geführten Bundesländer bezahlten ihre BeamtInnen am schlechtesten.

Für Oberst Gertz ist die CDU-Kampagne Anlaß genug, darüber nachzudenken, ob es nicht einer gesetzlichen Nachbesserung bedarf. Schließlich dürften DVU und NPD genauso ungestraft mit der Exekutive werben. Der Oberst möchte sich „nicht ausmalen, wie die öffentliche Meinung dann reagiert.“