■ Querspalte
: PDS klebt

Endlich! Endlich Wahlkampf! „Die von der SED zur PDS gewendete Partei zeigt hier wieder einmal ihr wahres Gesicht als einer kommunistischen Kaderpartei, die auch vor kriminellen Machenschaften nicht zurückschreckt“, heißt es in einer Brandmeldung des Landeschefs der „Republikaner“, Werner Müller. Was den Mann, der offentlich nicht nur kriminelle Ausländer am liebsten abschieben möchte, so aufgebracht hat, war ein angeblicher Fund der Polizei bei der PDS-Bezirksgeschäftsstelle in Pankow. Im dortigen „Materiallager“ sei, so Müller, „nach einem Hinweis der Rep-Landesführung eine größere Zahl von Rep-Wahlplakaten sichergestellt worden“.

Peinlich, peinlich! Hat die PDS schon wieder einmal nicht mitbekommen, wo der Marsch bläst? Gehören Wahlkampfschlachten mit Seitenschneider und Beißzange nicht längst der Vergangenheit an? In feinsinnigen Zeiten wie den unseren wird mit feineren Klingen gefochten, werden „Republikaner“ als menschliches Lehrmaterial in den Lehrplan integriert oder die Wahlkampfköpfe mit Köpfchen künstlerisch verfeinert.

Die schlauesten Wahlkämpfer freilich, die, die das ästhetische Zeitalter bereits ebenso hinter sich gelassen haben wie die PDS das klassenkämpferische, treten bereits von vorneherein mit verfremdeten Plakaten an. Martin Matz ist so einer. Der will die Wählerherzen gleich im Sturm erobern. Nicht mit gelb und blau, sondern einem gerüttelt Matz an Selbstironie. Deshalb hat er sein Konterfei mit dem Slogan „Das Auge wählt mit“ versehen.

Am Ende freilich wurde der Sturm so groß, daß er rund um die PDS-Parteizentrale die Matz-Plakate aus ihrer Halterung löste. Doch diesmal stand der Griff zum Seitenschneider und zur Beißzange erst bevor. Um Matz im Kampf gegen kulturlose Störer beizutreten, bot PDS-Landeschefin Pau ihrem Konkurrenten sogar an, die FDP-Aufsteller in persönlicher Pflege zu übernehmen. Von wegen kommunistische Kaderpartei. Uwe Rada