Kann ein Mann Frauensenator sein?

■ Die SPD debattiert über die mögliche Nachfolge der jetzigen Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD). Als chancenreich gelten der Gewerkschafter Hermann Borghorst und die Kreuzberger Sozialstadträtin Ing

In der SPD ist das Gekungel um die mögliche Nachfolge von Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD) in vollem Gange. Bergmann ist im Schattenkabinett von SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder für das Familienressort vorgesehen. Zwar hängt ihr Weggang vom Wahlergebnis ab, doch bewegt die Frage um ihre Nachfolge schon seit Wochen die Partei. Als aussichtsreiche KandidatInnen gelten die Kreuzberger Sozialstadträtin Ingeborg Junge- Reyer (51) und der stellvertretende Fraktionschef Hermann Borghorst (51).

Junge-Reyer, die als Kreuzberger Stadträtin Modellprojekte für arbeitslose SozialhilfeempfängerInnen verwirklicht hat, genießt auch als SPD-Schatzmeisterin hohes Ansehen in der Partei. Hermann Borghorst hat als Bezirkssekretär der Industriegewerkschaft Chemie-Papier-Keramik und wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion ebenfalls hohe Fachkompetenz in Arbeitsmarktfragen.

Doch den Ambitionen von Borghorst steht eine nicht geringfügige Komplikation im Weg. Nach Ansicht etlicher SPD-Frauen kann ein Mann nicht Frauensenator werden. Hinzu kommt, daß der Gewerkschafter mit der Staatssekretärin für Frauen, Helga Korthaase, verheiratet ist. Ein Ehepaar im Amt wäre nicht unproblematisch. So hat Korthaase am vergangenen Donnerstag im Fraktionsarbeitskreis Wirtschaft und Arbeit vorgeschlagen, wie sie den Weg freimachen könnte: Korthaase, die zugleich Landesfrauenbeauftragte ist, will ihr Amt bei der Senatskanzlei des Regierenden Bürgermeisters angesiedelt sehen. Schließlich handle es sich um eine Querschnittsaufgabe.

Derartige Überlegungen stoßen allerdings auf heftige Kritik. Die grüne Abgeordnete Sibyll Klotz erklärte, eine Anbindung an die Senatskanzlei würde die „Abwertung“ und „faktische Abschaffung des Frauenressorts“ bedeuten. Es habe sich als sinnvoll erwiesen, das Frauenressort mit einem „starken Ressort“ wie Arbeitsmarktpolitik zusammenzulegen, so Klotz. Auch Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD) lehnt eine Verlagerung des Frauenressorts ab. Der jetzige Zuschnitt habe sich bewährt.

Ein Kandidat oder eine Kandidatin aus dem Ostteil der Stadt hätte für die SPD hohe Priorität, gab SPD-Fraktionssprecher Hans- Peter Stadtmüller gestern zu bedenken. „Es ist alles noch völlig offen.“

Ein Ost-Kandidat ist bislang allerdings nicht in Sicht. Der Köpenicker Bürgermeister Klaus Ulbricht, den ein SPD-Abgeordneter ins Gespräch gebracht hatte, gilt nach den Köpenicker Bauskandalen als chancenlos. Die Köpenicker Sozialstadträtin Helga Walter winkte ab.

Fest steht derzeit nur das Prozedere: Die SPD-Fraktion nominiert die Kandidatin oder den Kandidaten, der dann vom Parlament gewählt werden muß. Und für den 8./9. Oktober hat die Fraktion vorausschauend bereits eine Klausurtagung geplant. Dorothee Winden