Danke (10)
: Von Dolly Buster lernen

■ Wie Gerd und ich die SPD-Entertainer mit neuen Namen und etwas Silikon optimieren

Tscharlie besucht mich in meinem Turm. Bayern-Wahl schauen. „Ich kann kein Volk mir denken, das zerrißner wäre, wie die Deutschen“, sage ich, streichele meine Brauen und starre auf den Fernseher, wo eben Dirndl-Renate einläuft. Stöhnen. „Keiner versteht, was du eigentlich sagen willst“, sagt Tscharlie. Wo denn da der Zusammenhang mit Wahl und Schröder sei. Daß ich aufhören solle, anzudeuten, daß ich was mit Süßekleine hätte. Und daß ich dieses superpeinliche Literaturgewichse lassen solle.

Lächerlich. „Es macht schon Sinn, sich sonntags mal mit einem Buch zu beschäftigen“, sage ich. Gerd hat das zuerst gesagt. Oder ich. Oder Gerd. Tscharlie hört gar nicht hin. Steht am Fenster und starrt runter auf den Neckar. Ich ertrage das nicht und erkläre ihr alles.

Es bin ich, Tscharlie, der zu Gerd gesagt hat: Hör mal, Gerd. Drauf er: Ja, Fritz? Keine Ahnung, warum er mich Fritz nennt. Ich habe ihm gesagt, daß das mit so Bundestagsabgeordneten wie Dr. Sigrid Skarpelis- Sperk, Dr. Christine Lucyga, Lothar Ilbrügger oder Dr. Eckhart Pick keine Zukunft hat.

Gerd, sage ich, denk an Katja Bochnikova. Er hebt wie erwartet die Brauen. Ich hebe auch die Brauen und sage: Die ist auch nicht blöd. Nennt sich Dolly Buster. Das kann sich jeder merken. Seitdem flutscht der Laden. Da macht doch die Politik erst richtig Spaß.

Danach haben wir neue Namen für Abgeordnete überlegt: Sigrid Schrowange, Tina Orlowski, Conny Sunshine. Lothar Matthäus, Harry Klein. Ich warte, bis er von selber auf die Sache mit dem Silikon kommt. Dauert zwei Sekunden.

Gut, daß unsere Süßekleine es begriffen hat. „Ich bemühe mich, daß es gute Bilder gibt“, sagt sie. Ich habe Gerd gesagt, er soll sie vorsichtshalber auch zum Aufblasen schicken. Dann gibt es noch bessere. Gerd zögert, weil es diesmal ja auch so reicht. Und wenn doch nicht? Ich weiß ja, daß er da persönliche Interessen hat, aber schließlich geht es um Deutschland.

16 Jahre, Tscharlie, sage ich, 16 Jahre sind genug. Aber Tscharlie quasselt etwas von der Umstrukturierung der bayerischen Ökonomie oder so einen Dreck. Ich stelle den Fernseher lauter, damit ich die Schmidt sehe. Die Super-Hexe im tiefen Tal. Tendenziell zwar okay. Aber hätte sie mal unser Leder-Dirndl angezogen. Wenn die Prognose jetzt noch mal um 0,5 sinkt, muß Süßekleine doch unters Messer. Jetzt weint Tscharlie, sagt, ich sei verrückt und geht. Draußen fährt ein Kahn vorbei. Ade, undankbare Diotima, flüstere ich. Wer hat dich denn aus dem Salon Monica herausgeholt?

Nächste Woche: Holt Tina Orlowski 50 plus X? Wird Süßekleine operiert? Erfährt Tscharlie endlich, welches Geschlecht Tscharlie hat? Peter Unfried

Peter Unfried ist taz-Redakteur im Ressort Leibesübungen. Fritz ist Nürtinger.

M. Lau legt Wert auf die Feststellung, daß sie den Wahlsieger weiß und einen Lieblingspolitiker hat – sie möchte sie nur nicht verraten. In der Samstag-Kolumne war ein anderer Eindruck entstanden.