Billiger Sex, billige Lügen. Das soll eine Story sein?

■ Das meint der Kritiker: Schwafeliger Schmuddelkram ohne Humor. Schade! Hoffen wir auf die Fortsetzung

Washington (wps) – Der Leser sollte darauf gefaßt sein, daß der Starr-Bericht ein herausforderndes Stück Literatur ist. Er ist nicht exakt in eines der üblichen literarischen Genres einzuordnen. Ganz sicher aber ist er kein Roman im traditionellen Sinne. Passagen lesen sich wie eine Farce, andere wie eine Tragödie. Wahrscheinlich paßt die Klassifizierung „Pornographie“ am besten.

Offen gesagt handelt es sich hier einfach um Schmuddelkram, eine unglaublich aufdringliche und mit zahlreichen Wiederholungen versehene Erzählung einer Sex-Geschichte und ihrer Konsequenzen. Die Hauptpersonen, „Der Präsident“ und „Fräulein Lewinsky“ sind abstoßend. Zumindest stellenweise fällt diese Charakterisierung auf den Erzähler zurück. Am Anfang gibt es Passagen, die durchaus zwingend sind. Doch ist die ganze Geschichte sträflich in die Länge gezogen, humorlos, durchsetzt mit anklagendem Pathos. Es reicht nicht, den Präsidenten als Lügner in Sachen Sex zu zeigen. Die Darstellungen wiederholen sich immer wieder aufs neue, Seite für Seite. Der Text ist, trotz all seiner sexuellen Bemühungen, in keiner Weise anregend. Dieser Sex ist lächerlich. Irgendwie haben es die Beteiligten geschafft, sich niemals auszuziehen. Sie haben flüchtigen, billigen Sex im Flur, bei halboffener Tür, um nicht überrascht zu werden. Sie haben auch etwas, das „Telefon-Sex“ genannt wird. Sie haben einen „Christmas Kiss“. Fräulein Lewinsky argwöhnt, der Präsident nutze sie aus, ein Gedanke, der offenbar nur sehr langsam in ihr aufstieg.

Nichts läuft richtig für dieses Paar. Sie werden auseinandergetrieben. Sie suchen Erklärungen. Sie lügen. Sie werden bloßgestellt. Er leugnet. Sie ist verletzt. Wenn der Präsident mit seinem Schwur, seine Partnerin niemals befriedigt zu haben, nicht gelogen hat, ist allein dieser monströse Egoismus Grund zur Amtsenthebung.

Einige Passagen belohnen des Lesers Geduld. Nachdem die Liaison aufgeflogen ist, bespricht sich der Präsident mit seinem politischen Berater „Dick Morris“ der eine Blitzumfrage durchführt. Das Ergebnis: Ehebruch wird verziehen, aber Meineid nicht. „Nun, dann müssen wir ja gewinnen“, sagt der Präsident. Für einen Moment wird der Text zu authentischer Literatur. Sonst bleibt fast alles schwafelig und langweilig. Der Report kümmert sich nicht um einen erzählerischen Spannungsbogen und zeigt minimales Interesse an der Entwicklung seiner Charaktere und ihrer Konflikte. Niemand macht eine spirituelle Transformation durch. Niemand stirbt.

Das soll eine Story sein? Eine Sage für Äonen? Vielleicht wird die nächste Folge erbaulicher. Joel Achenbach