Opposition probt den bewaffneten Aufstand in Albanien

■ Anhänger von Expräsident Sali Berisha besetzen in Tirana staatlichen Sender und das Parlamentsgebäude

Tirana (dpa) – Die Opposition in Albanien hat gestern einen bewaffneten Aufstand gegen die sozialistische Regierung von Ministerpräsident Fatos Nano begonnen. Zum Teil schwer bewaffnete Oppositionsanhänger erbeuteten vier Panzer, die in den Straßen Tiranas patrouillierten. Später besetzten sie den staatlichen Radio- und Fernsehsender und das Parlamentsgebäude im Zentrum der albanischen Hauptstadt. „Das Parlament gehört dem Volk. Es gehört uns“, erklärte die Opposition nach Einnahme des leeren Gebäudes. Eine Gruppe von Rebellen drang auch in den Amtssitz Nanos ein, wo es im ersten Stock zu heftigen Schußwechseln mit den Sicherheitskräften kam. Vier Menschen wurden verletzt.

Oppositionsführer Sali Berisha, der im letzten Jahr nach vorgezogenen Neuwahlen als Staatspräsident zurücktreten mußte, rief seine Anhänger über das Fernsehen zur Zurückhaltung auf. Gleichzeitig forderte er erneut den Rücktritt der Regierung. Noch am Vormittag hatte Regierungschef Nano mit Hinweis auf die freien Wahlen im letzten Sommer den von der Opposition ultimativ verlangten Rücktritt seines Kabinetts abgelehnt.

Während Hunderte Schwerbewaffneter durch die Straßen Tiranas zogen, war von Polizei- oder Armee-Einheiten zum Schutz der Regierung nichts zu sehen. Am Nachmittag kam es nach Augenzeugenberichten zu Plünderungen von Geschäften in der Innenstadt.

Zunächst blieb unklar, wie die Regierung auf die Ausschreitungen reagieren wird. Unbekannt blieb auch, wo das Kabinett zur Krisensitzung zusammengekommen war. Die Europäische Union versicherte, sie werde trotz der Unruhen die Hilfsprogramme für Albanien fortführen.

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