Null Chance gegen Norweger

■ Werder blamiert sich im Uefa-Cup-Hinspiel gegen Brann Bergen

Die rauschenden Europapokalnächte des SV Werder gegen Moskau, Neapel oder Ost-Berlin sind nur noch verklärte Erinnerung. Die Rückkehr der Bremer auf die europäische Fußballbühne nach fast drei Jahren ging jedenfalls gestern nachmittag im norwegischen Nieselregen mächtig in die Hose. Nach einer enttäuschenden Leistung kassierte das Team von Trainer Wolfgang Sidka im Hinspiel der ersten UEFA-Cup-Runde eine 0:2-Niederlage gegen Brann Bergen und war damit noch gut bedient. Der Tabellenletzte der Bundesliga wird sich gewaltig steigern müssen, wenn die Partie im Rückspiel am 29. September im Weserstadion noch umgebogen werden soll.

Der hiesige Fußballclub bot ohne die gesperrten Lody Roembiak und Dieter Frey und die Dauerverletzten Andy Herzog und Christian Brand ein verheerendes Bild. Gegen den Achten der norwegischen Liga war vor allem die desolate Bremer Abwehr überfordert, aber auch nach vorne lief nichts. Sven Benken und Harvard Flo, der ohnehin nicht als Abwehrrecke eingekauft wurde, taten sich extrem schwer gegen die stabilen Norweger. Allzu oft kamen die Skandinavier frei vor das Tor des unsicheren Frank Rost. So auch nach einer knappen halben Stunde, als ein weiter Freistoß von links genau auf dem Kopf des Verteidigers Arne-Vibar Moen landete. Völlig unbehelligt köpfte dieser ins lange Eck zum 1:0 für Bergen. Wer auf Werders Aufbäumen spekuliert hatte, wurde enttäuscht. So blieb ein Vorstoß von Marco Bode, der sich kurz vor der Bergener Führung vom Keeper den Ball vom Fuß stehlen lassen mußte, die einzige nennenswerte Szene für Werder.

Im Vorwärtsgang passierte nicht viel. Selten war ein vernünftiger Spielaufbau zu erkennen. Da wurden die Bälle lieber nach vorne gedroschen – Hauptsache raus aus der Gefahrenzone. Nur mit Glück landete der Ball dann ab und zu mal bei Juri Maximov. Doch auch der ist nach seiner Verletzungspause noch nicht in der Lage, die entscheidenden Impulse nach vorne zu geben.

Nach der Pause brachte Sidka Adrian Kunz für Sven Benken, aber auch mit dem Schweizer gab es keine Besserung. Im Gegenteil: In der 50. Minute waren die Norweger wieder über rechts durch, Dieter Eilts ließ sich tunneln wie ein Jugendspieler und Kjetil Lovvik schob unbedrängt zum 2:0 ein. In der Folge war Bergen dem 3:0 näher als Bremen dem Anschlußtreffer. In der gesamten Hälfte zwei hatte Werder keine echte Tor -Chance, erst in der Nachspielzeit vergab Maximov die einzige Möglichkeit für Grün-Weiß.

Trainer Sidka wirkte angesichts des lust- und ideenlosen Treibens seiner Mannen ratlos. Seine kreativeste Idee war es, Torsten Frings für Dirk Flock aus dem Spiel zu nehmen, Manndecker Flo in die Spitze zu schicken und Wiedener die Manndeckerrolle zu geben. Flo lief ein paarmal ins Abseits.

Werder-Manager Willi Lemke sagte gegenüber der taz, die Schuld für das Desaster liege nicht beim Trainer, sondern eindeutig bei der Mannschaft, „die nicht aggressiv genug in die Zweikämpfe“ gegangen sei. Dennoch sieht Lemke eine Chance für das Rückspiel: Schließlich habe Werder auch schon ein 1:3 aus Ost-Berlin und ein 1:4 aus Moskau noch umgebogen. Das war in jenen anderen Zeiten, wir erinnern uns. jeti/jof