Vor dem Tor zu Bergedorf

Bergedorfer Bürgerini präsentiert Entwurf für den Bahnhofsvorplatz  ■ Von Heike Dierbach

Wenn der Besucher aus dem Bergedorfer Bahnhof tritt, schweift sein Auge über den weiten, von kleinen Geschäften umrahmten Platz. Bänke zwischen Bäumen laden zum Verweilen ein, am anderen Ende rollen die Autos in gedrosselter Geschwindigkeit die B 5 entlang. So wünschen sich die Mitglieder der Bürgerinitiative Bahnhofsvorplatz Bergedorf in Zukunft ihren Namensgeber. Gestern abend präsentierten sie ihren Gegenvorschlag zu den Konzepten von drei InvestorInnen.

„Dies ist unsere letzte Chance, eine große Freifläche in Bergedorf zu nutzen“, mahnt Ulrich Thormann, Architekt des Entwurfes und Mitglied der im Juli gegründeten Ini. Den BezirkspolitikerInnen trauen dies die rund 20 engagierten BergedorferInnen nicht zu. Nachdem jene vor drei Jahren beschlossen hatten, den Platz mit Hilfe privater InvestorInnen attraktiver zu gestalten, hätten sie es versäumt, die notwendigen Eckdaten vorzugeben, kritisiert Hartmut Falkenberg. Herausgekommen seien Entwürfe mit geschlossenen Mauern, „Rückseitenarchitektur“ und „Billstedter Charme“. „Wenn die dann nicht funktionieren, interessiert es die Investoren doch nicht – die wohnen ja nicht hier.“

„Ein klein wenig arrogant“ findet Baudezernent Jochen Hinz diese Haltung. Selbstverständlich habe der Bezirk einige Vorgaben gegeben, aber „das Konzept muß wirtschaftlich stimmig sein“. Daß der Bezirk kein eigenes Geld für das Projekt habe, „darüber kann man jammern“. Oder halt nach anderen Wegen suchen. Außerdem, so hatte sich Bezirksamtsleiterin Christine Steinert (SPD) Ende April bei der Präsentation der drei Investor-Entwürfe gerechtfertigt, „zu unseren Informationsveranstaltungen ist kaum einer gekommen“.

„Die Politik versucht doch nicht ernsthaft, die Leute zu beteiligen“, entgegnet Falkenberg. Wenn man die Entwürfe in den Schulen und Kulturzentren diskutieren würde, würden sich die Leute „ganz sicher dafür interessieren“. Als „tiefste Mißachtung der Bürgermitspracherechte“ wertet er insbesondere, daß der Bezirk die detaillierten Investorenpläne bis heute geheimhält.

Man habe sie sich erst mit „eigentlich illegalen Mitteln“ aus dem Stadtplanungsausschuß beschaffen müssen. Grund sind die Urheberrechte der Investoren, rechtfertigt Hinz, „uns sind da die Hände gebunden“. Er verspricht, daß die Pläne Anfang Oktober veröffentlicht werden. Und natürlich werde man auch den Entwurf der Bürgerini darauf untersuchen, „ob er uns weiterbringt“.

Ideen bekommt die Politik jedenfalls darin zahlreich geliefert: Die Ini will den Zentralen Omnibus-Bahnhof auf die andere Seite der B 5 verlegen, ein- und aussteigen soll man aber direkt an der Bundesstraße. Das von den InvestorInnen favorisierte Kino und ein Schwimmbad hätten auch in ihrem Entwurf Platz, und ein begrünter Mittelstreifen soll den Verkehr bremsen, bevor er über den Platz rollt. „Wir schaffen Raum für Fußgänger und Radfahrer“, schwärmt Falkenberg, „ein echtes Tor zu Bergedorf!“