Auf Du und Du mit dem Sozialamt
: Überraschende Hilfe

■ Innenressort gibt plötzlich doch Mißstände im Hemelinger Sozialamt zu

Wegen des öffentlichen Wirbels um die Mißstände im Hemelinger Sozialamt (wir berichteten) haben die oberen Dienstherren jetzt offenbar kalte Füße bekommen: Dem Sozialamt seien zusätzliche Arbeitskräfte zugesagt worden, berichtete gestern Personalrätin Elke-Marie Schütze. Das Amt mußte vergangene Woche schließen, weil Kollegen reihenweise zusammengebrochen waren. Dabei wußte das Innenressort schon lange Zeit von der Arbeitsbelastung der Kollegen, so Schütze. Nun seien plötzlich Zugeständnisse gemacht worden – als „hätte man erst jetzt von den Engpässen erfahren“.

Tatsächlich hatte der für die Sozialämter zuständige Jens Knudtsen aus der Innenbehörde noch vor zwei Tagen gegenüber der taz erklärt: „Das Hemelinger Sozialamt ist nicht schlechter gestellt als alle anderen Ämter.“ Von Überlastung könne daher keine Rede sein. Aus Personalvertretersicht hörte sich die Lage dagegen ganz anders an: Die Kollegen seien „nervlich und körperlich am Ende“ – weil fünf Mitarbeiter wegen Dauerkrankschreibungen und ihrer Funktion als Springer im Grunde nicht richtig einsetzbar seien.

Diesen Notstand hat das Innenressort gestern zugegeben, wollte sich dazu aber öffentlich nur peinlich bedeckt äußern: „Die zuständige Einsatzkommission, die über die Springerkräfte entscheidet, wird sich in der kommenden Sitzung mit der Situation in Hemelingen befassen“, bestätigt Sprecher Stefan Luft.

Von „Freundentaumel“ war indes gestern bei einer Personalversammlung im Hemelinger Amt nichts zu spüren: Das Problem sei damit bei weitem nicht gelöst. Die Fallzahl von derzeit 170 SozialhilfeempfängerInnen pro Sachbearbeiter muß unbedingt gesenkt werden, fordert Elke-Marie Schütze – und mit ihr wie berichtet weitere Personalvertreter aus den Bremer Sozialämtern. Aber das stößt beim Innen- und Sozialressort weiter auf taube Ohren: Dieser Schlüssel sei wegen der steigenden Zahl von HilfeempfängerInnen vom Senat beschlossen worden, hieß es dort gestern unisono. Jetzt kann die Personalrätin nur noch auf einen Besuch von Sozialsenatorin Tine Wischer (SPD) hoffen: Sie geht am 1. Oktober in das Sozialamt Mitte-West – um sich dort einen Tag lang ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Die Senatorin hatte bei einer Tombola, die von SachbearbeiterInnen veranstaltet wurde, einen eintätigen Praktikantenvertrag in einem Sozialamt ihrer Wahl gewonnen. kat