Kommentar
: Dichtung im Knast

■ Trotz Skandal schickt Hamburg Knackies

Eine systematisch prügelnde Wärter-Kolonne hat es in Bremens Justizvollzugsanstalt Oslebshausen nicht gegeben. Zumindest war den Angeklagten im Bremer JVA-Prozeß solch ein schändliches Treiben nicht nachzuweisen. Nur ein Beamter wurde wegen Körperverletzung im Amt verurteilt. Zu ungenau und widersprüchlich waren in den anderen Fällen die Aussagen der angeblich mißhandelten Häftlinge. Und zu unglaubwürdig erschienen dem Gericht letztlich die Zeugen, zumal in der Verhandlung auch eine Reihe von eindeutigen Falschaussagen ruchbar wurden.

Keinesfalls darf man jedoch davon ausgehen, daß an den Vorwürfen nichts dran ist. Es ging mit Billigung der Anstaltsleitung derb zu im Bremer Gefängnis, bisweilen auch brutal über die Grenzen hinaus. Daß es aber fast unmöglich ist, hinter Gefängnismauern die Wahrheit zu ermitteln, beweist das zweite JVA-Urteil vom Tage (siehe Seite 28) Ein Verfahren gegen zwei Häftlinge wegen angeblicher Erpressung von Vollzugsbeamten wurde eingestellt. Dabei kam die verworrene Geschichten-Welt von Oslebs noch einmal an den Tag.

Trotz allem bleibt festzuhalten: Offenbar sind die Bremer Gefängnisse unter ihrer neuen Leitung nicht schlechter als anderswo. Und so wird Bremen zum Import-Land für Häftlinge aus Hamburg und Niedersachsen. Fazit: Das Bremer Justizressort hat den Knast-Skandal fast unbeschadet überstanden. Joachim Fahrun