Frau kennt die Krise nicht

■ Die DFB-Fußballerinnen wollen sich heute gegen die Ukraine für die WM qualifizieren

Fulda (taz) – Für die Frauen des Deutschen Fußball-Verbandes geht es heute um viel – nur der Sieger der Play-offs gegen die Ukraine darf zur dritten Weltmeisterschaft, die im kommenden Juni und Juli in den USA stattfindet. Heute (14.05 Uhr, ARD) sollen die DFB-Frauen in Fulda Tore vorlegen, damit am 11. Oktober in Kiew nichts mehr anbrennen kann.

Der Status als Europa- und Vizeweltmeisterin macht die Deutschen zu Favoritinnen. Gespielt hat das Team allerdings noch nie gegen die Ukraine. Cheftrainerin Tina Theune-Meyer hat deshalb die Gegnerinnen neulich beobachtet und warnt vor deren Spielstärke. „Bei uns hängt vieles davon ab, ob wir verkrampfen oder gelöst ins Spiel gehen“, sagt sie. Die Vorgabe ist dennoch klar: Auf jeden Fall müsse „unterm Strich das WM-Ticket stehen“.

Zwar fehlen die verletzte Torjägerin Birgit Prinz und Mittelfeldspielerin Pia Wunderlich (beide SG Praunheim), doch die vier nominierten Stürmerinnen haben am letzten Bundesliga-Spieltag gemeinsam zehn Tore geschossen, insbesondere Inka Grings vom FCR Duisburg fiel mit vier Treffern positiv auf. Mit Steffi Jones (SC Bad Neuenahr) und Doris Fitschen (SG Praunheim) haben sogar die wichtigsten Abwehrspielerinnen getroffen.

Ohnehin überwiegt Zuversicht. Die Krise des deutschen Fußballs scheint ausschließlich männlich zu sein. Der weibliche Nachwuchs überzeugt: Sieg beim „Nordic-Cup U 17“, dem bedeutendsten Mädchenturnier des Kontinents, Halbfinale bei der U-18-EM. Bronze beim „Nordic-Cup U 21“.

Kaum auszudenken wäre es da, wenn die Frauen zum ersten Mal patzen sollten. Dann wären sie bis zur EM 2001 im Niemandsland. Denn bei Olympia 2000 in Sydney ist nur dabei, wer bei der WM im kommenden Sommer von 16 Endrundenteams mindestens Rang sieben erreicht.

Als Gastgeberin ist Olympiasiegerin USA automatisch dabei, aus Europa sind bislang Weltmeisterin Norwegen, EM-Vize Italien, Schweden und Dänemark qualifiziert. Die beiden Play-off-Tickets werden zwischen Deutschland und der Ukraine sowie Rußland und Finnland ermittelt.

Südamerikameisterin Brasilien bestätigte beim Turnier in Argentinien mit 68:3 Toren aus sechs Spielen seine Vormachtstellung. Kanada gewann gerade erst souverän ohne Gegentor in Toronto die Qualifikation der nord-, mittelamerikanischen und karibischen Staaten. Darunter war auch ein 21:0 Sieg über Puerto Rico. Während Europameisterin Deutschland also zittern muß, vernügt sich die Konkurrenz mit Kantersiegen. 21:0 siegte Japan gegen Guam.

Die beiden Tickets für Afrika werden Anfang Oktober beim Turnier in Nigeria vergeben. Australien ist Favorit auf den Ozeanienplatz, um den es Mitte Oktober auf Neuseeland geht. Argentinien gilt als leichter Favorit im Amerika-Play-off gegen den Concacaf- Zweiten Mexiko, der am Wochenende vor 35.000 Fans in Boston gegen die USA einen Test mit 0:9 verlor. Rainer Hennies