BUND: Kohls Versetzung gefährdet

■ Schlechtes Öko-Zeugnis für den Kanzler. Selbst in Religion gab's eine Sechs: Der Christdemokrat tue nichts für den Erhalt der Schöpfung

Berlin (taz) – Eine Drei in Deutsch, eine Vier in Gesellschaftskunde – und das sind schon die besten Noten des Bundeskanzlers. Der Rest nur Fünfen und Sechsen. So schlecht ist das „Öko- Zeugnis“, das der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gestern Helmut Kohl ausstellte. Mit einem Schnitt von 4,9 offenbare sich das Versagen des Kanzlers in „allen Fächern, die für die Bewahrung der Lebensgrundlagen relevant seien“, urteilte der Vizevorsitzende des BUND, Ralf-Uwe Beck.

Eine Fünf gab's im Rechnen: Grund sei seine Fehlkalkulation bei den Kosten des Transrapids. Auch zum Begreifen der Ökosteuerreform hätten die Fähigkeiten des Kanzlers nicht ausgereicht.

Eine Fünf ebenso in Erdkunde: Zwar habe Helmut Kohl bei der Oder-Flut die Front der Deichschützer abgeschritten, die Ursachen für Hochwasser – nämlich wachsende Versiegelung der Böden – jedoch nicht verstanden.

Das Problem Sommersmog habe Kohl fälschlicherweise zu lösen versucht, indem er die Ozon- Grenzwerte heraufsetzte. Dafür gab's eine Fünf in Chemie.

Und noch eine Fünf in Bio für mangelnden Einsatz für Artenschutz und eine miese Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes.

Folglich reichte es daher für den Kanzler auch im Fach Religion nicht mal für ein schlichtes „mit Interesse teilgenommen“. Der Vorsitzende der deutschen Christdemokraten „leistete zur Bewahrung der Schöpfung nur Ungenügendes“, urteilt Beck: Note Sechs.

Offenbar in großer Vorfreude auf den Wahltag verpaßte der BUND dem Kanzler gleich noch eine Sechs in Latein, denn damit, so die Begründung, sei der Kanzler am Ende. Das klingt dann doch ein wenig nach Lehrer-Willkür.

Versetzungsfähige Noten erhielt Kohl allein in Gesellschaftskunde und Deutsch. Zwar habe er nicht die mehrheitliche Ablehnung der Bevölkerung für Gentechnik im Essen und Atomkraft ausgemacht, immerhin aber stets ein Ohr für das „Großkapital“ gehabt.

In Deutsch gab's eine Drei für die Fähigkeiten im Schönreden. Leider fehlten Worte wie „Natur“ komplett in seinem Sprachschatz, das CDU-Wahlprogramm beweise es. Außerdem benutze Kohl häufig falsche Bilder und leere Phrasen. Davor allerdings ist auch Öko- Lehrer Beck nicht gefeit, wenn er klagt, daß Kohl „den Umweltschutz unter den Teppich der Wirtschaftshörigkeit gekehrt hat“. urb