Abfluß-Ästhetik

■ Mit einem Doppelfeature huldigt das 3001 morgen dem Splatter-Helden Stuart Gordon

Die Welt des Stuart Gordon ist durch und durch anorganisch. Überall knarzt Gummi, dominiert Kunststoff. Dabei widmet sich das Lebenswerk des bärtigen Amerikaners dem wohl wesentlichsten aller menschlichen Stoffe – dem Blut. Der Grund liegt nahe: Gordon ist Horror-Regisseur, und dessen heiligste Pflicht ist ja die Perfektion der Simulation. Er kann für sich in Anspruch nehmen, der wohl amerikanischste aller Killer-Koryphäen des Mainstream-Kinos zu sein. Seine Streifen aus der letzten Dekade waren stets Genreware, geprägt durch die Gleichung No Sex – aber Spaß und Splatter. Ähnlich wie amerikanische Death-Metal-Bands ihre Songs über Herz, Schmerz und andere Innereien stets als unschuldigen Beitrag zur allgemeinen Unterhaltung verstanden wissen wollten, kloppt sich der Filmemacher durch seine Stoffe. Das 3001, bekannt für sein Faible fürs Groteske, zeigt jetzt noch einmal The Re-Animator von 1985 und die vier Jahre später entstandene ebenso grandiose Fortsetzung Bride of Re-Animator, bei der Gordon seinem Produzenten Brian Yuzna die Regie überlassen hat.

Hier wird sich recht freizügig bei der gleichnamigen Novelle von H.P. Lovecraft bedient und die Geschichte des wahnwitzigen Wissenschaftlers Herbert West (Jeffrey Combs) erzählt, der Toten mit Hilfe eines strahlenden Serums wieder Leben in Körper und Geist spritzen kann. Ein Kollege neidet den Erfolg und klaut die Wunderspritze. Am Ende rennen unzählige Wiederbelebte wie Untote gurgelnd und mordend durchs Hospital. Zugegeben, dieses Zombie-meets-Frankenstein-Szenario bietet nur wenig Stoff, aus dem Dramen geschustert werden. Hier wird keine Kritik an einer sich individualisierenden Gesellschaft geübt oder gar der unbändige Forschergeist getadelt. Sowohl Gordon als auch Yuzna sind Eklektizisten ohne Wenn und Aber. Die Morde sind immer schon mal dagewesen, nur längst nicht so quietschbunt wie Comic-Ware und mit der blubbernden Ästhetik eines Abflusses. Dem Kunststoff sei Dank.

Oliver Rohlf

„Re-Animator“ + „Bride Of Re-Animator“: morgen, 22.30 Uhr, 3001