Kommentar
: Wider die Ödnis

■ Warum die Chance für eine Neue Große Bergstraße nicht vertan werden darf

Man soll den Tag ja nicht vor dem Abend loben. Und gegenüber Kreditbanken und Großinvestoren, die mit zwei- bis dreistelligen Millionenbeträgen jonglieren wie unsereiner mit Silbergeld, ist eine gesunde Skepsis in der Regel nicht unangebracht. Doch die Chancen, die sich nun für die Neue Große Bergstraße eröffnen, sind unbezweifelbar.

Der Eigentümerwechsel beim Frappant muß als Initialzündung genutzt werden, um die unwirtliche Einkaufsmeile vor dem Bahnhof Altona städtebaulich völlig neu zu gestalten. Eine lebendige Mischung aus Wohnen, Einkaufen und Arbeiten muß das Ziel sein, das die Investoren, die Kommunalpolitiker und die bezirklichen Städtebauer jetzt gemeinsam verfolgen sollten.

Von erschwinglichem Wohnraum muß die Rede sein, nicht von Luxus-Boutiquen und überflüssigen Bürotürmen; Grünflächen und Fußgängerfreundlichkeit müssen die Neuplanung bestimmen, nicht Parkplätze für flächenfressende Bau- und Elektromärkte; die Attraktivität des Areals auch am Abend und an Sonntagen muß im Vordergrund stehen, nicht die Verfestigung der menschenleeren Ödnis nach Ladenschluß.

Letztere ist einer der Gründe für das jahrelange Siechtum der Bergstraße; die abweisende Ausstrahlung des beherrschenden Gebäudes, eben der Frappant-Ruine, ist der zweite Grund. Gegen deren Abriß votiert in Altona schon lange niemand mehr.

Der neue Eigentümer sollte sich der Mehrheit anschließen. Er würde sich um eine wirklich Neue Große Bergstraße verdient machen. Sven-Michael Veit