■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: DVU-Fehlstart in Bürgerschaft?

„Bürgerschaftsdi-rektor Pfeiffer wartet auf DVU-Einzug in Bürgerschaft!“ So könnte eine Schlagzeile im anstehenden Bürgerschaftswahlkampf lauten. Doch unkommentiert darf man so etwas nicht stehen lassen. Schließlich wollen wir den guten Herrn Pfeiffer nicht in die Nähe zu rechtsextremen Herrschaften der Volksunion stellen. Damit täte man ihm fürwahr Unrecht. Nein, in Wirklichkeit dürften momentan zwei Herzen in des Bürgerschaftsdirektors Brust schlagen. Das eine, das ihm sagt: Wäre schon toll, wenn die DVU den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schafft. Das andere, welches ihm flüstert, oh Gott, bitte lasse die Rechten scheitern.

Wenn man den Herrn Pfeiffer selbst fragt, wird er aber wahrscheinlich eine klare Reihenfolge in seine Herzensangelegenheit bringen. Auf Rang zwei wird vermutlich der Einzugswunsch rangieren. Denn dabei geht es nur um schnöden Mammon.

Exakt 261.768 Mark und 17 Pfennige würde der Herr Pfeiffer in seinen Kassen klingeln hören, zöge die DVU am 6. Juni kommenden Jahres wieder ins Bremische Parlament ein. Zumindest besteht diese Möglichkeit. Denn das sind genau die Schulden, zu denen der Bremer Staatsgerichtshof die Rechtsextremen dereinst verknackte, weil sie Fraktionsgeld der Bürgerschaft zweckentfremdet hatten. Unter anderem, um ihren hohen Parteibonzen Gerhard Frey und seine Rechtsaussen-Druckerzeugnisse wie die Nationalzeitung zu sponsorn. Dabei handele es sich um Parteienfinanzierung, urteilte der Staatsgerichtshof 1996. Weil sich die DVU-Bürgerschaftsfraktion damals aber schon in Wohlgefallen aufgelöst hatte, läßt der Herr Bürgerschaftsdirektor Pfeiffer regelmäßig einen Pfändungsaufruf los, damit nichts verjährt.

Zieht nun aber die DVU wieder ins Parlament ein, könnte man sich beim Staatsgerichtshof „durchaus vorstellen“, daß diese neue Fraktion ein legitimer Rechtsnachfolger der Ex-Fraktion ist. Und die würde dann mit Glanz und Gloria und einem netten Negativpolster von 261.768 Mark und 17 Pfennigen in die Legislaturperiode starten.

Daß man startet, daran haben die Rechten übrigens keinen Zweifel. Bremens Parteichef Siegfried Tittmann – nicht verwandt oder verschwägert mit dem taz-Redakteur Jens Tittmann – schwört Stein und Bein darauf, wieder mit einem richtig guten Ergebnis in die Bürgerschaft einzuziehen. Wenn er sich da mal nicht verrechnet hat, hofft Ihre Rosi Roland