Schelte für unbescheidene Metallergewerkschaft

■ Der IG-Metall-Chef Zwickel fordert für 1999 mehr Geld in den Taschen der Arbeitnehmer. Die Arbeitgeber sind entsetzt. Sie behaupten, dann keine neuen Arbeitsplätze schaffen zu können

Berlin (AFP) – Für die ostdeutsche Metallindustrie hat IG-Metall-Chef Klaus Zwickel in der kommenden Lohnrunde ein Ende der Bescheidenheit angekündigt. Die Gewerkschaft werde künftig erhebliche Lohnforderungen stellen, sagte er gestern. „Es muß wieder mehr Geld in den Taschen der Arbeitnehmer landen.“

Dies löste erwartungsgemäß heftige Kritik bei den Arbeitgebern und der FDP aus. Gesamtmetall-Chef Werner Stumpfe sagte, es gehe schließlich nicht nur um mehr Geld für die Mitarbeiter, sondern auch um mehr Arbeitsplätze. Auch für 1999 gebe es nur eingeschränkten Verhandlungsspielraum. Ein Spitzengespräch zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern begann am Nachmittag in Berlin und sollte sich um die Anpassung der Osttarife drehen. Dabei bestand laut Zwickel Hoffung auf Einigung.

Zwickel hatte der Saarbrücker Zeitung gesagt, durch stärkere Lohnerhöhungen würde nicht zuletzt die Binnenkonjunktur angekurbelt, „auch ein Weg zu mehr Arbeitsplätzen“. Die Beschäftigten hätten „über mehrere Jahre hinweg keine realen Lohnerhöhungen“ erreichen können, hinzu kämen höhere Steuerlasten: „So geht es nicht weiter.“

Stumpfe antwortete im Wirtschaftsmagazin Impulse, die Gewinne der Unternehmen stünden nicht zur Disposition. Da aber wie schon 1998 unbedingt etwas für die Sicherung und Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen getan werden müsse, könne es keine großen Lohnerhöhungen geben. Außerdem fügte der Präsident des Arbeitgeberverbandes hinzu: „Dank der geringen Preissteigerungen bringt 1999 alles, was über ein oder 1,5 Prozent Lohnerhöhung hinausgeht, ein echtes reales Plus im Portemonnaie der Mitarbeiter.“

Auch FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle nannte Zwickels Vorstoß „grundfalsch“. Eine Tarifrunde mit hohen Lohnabschlüssen würde sich auf dem Arbeitsmarkt rächen.