Danke (16)
: Jetzt muß doch Hillu ran

■ Meine teuflische Falle: Gerd, es hilft nichts, Deutschland braucht eine neue Super-Frau

Montag nachmittag, draußen Fritz-Walter-Wetter. Plötzlich peng! Da ist der Turm stockdunkel. 16 Jahre, stöhnt Tscharlie, hat diese Lampe da gebrannt.

Das ist das Zeichen, Tscharlie, sage ich. Nun muß die verdammte Birne endlich raus.

– ??? –

Tscharlie kapiert nichts.

Habe ich erzählt, daß ich vor Angst seit Tagen aus dem Schlaf schrecke? Das Zittern läßt erst nach, wenn ich an die Frau denke. Ich meine die Frau. Im „Roma“ sage ich es ihm. Ich sage: Gerd.

Er brummt: Ja, Fritz oder Franz oder Oskar oder wie er denkt, daß ich heiße. Schaut nicht mal hoch. Liest. taz. Das ist doch Scheiße hier! brüllt er – äh, außer der Danke-Kolumne natürlich. Häh? Irgendwelche literarischen Anspielungen hätten sein intellektuelles Niveau. Turm? Naßrasierer? Hölderlin! Verrückt, was der weiß.

Vergiß mal die beschissene Danke-Kolumne, Gerd, sage ich: Lauterbach, Rehhagel, Heck, die verdammte Glas – keiner wählt uns.

Er huscht murrend über seine buschigen Brauen. Nicht mal solche wie Weißflog, Wolke, Blanco. Das muß doch einmal aufhören.

Gerd grunzt. Dann rede ich aber mal von den letzten Umfragen. Wir haben uns geirrt, sage ich. Süßekleine bringt das nicht. Er listig: Die machd doch immer prav ihr Sbrachdräning.

Ich: Du brauchst eine richtige Frau, Gerd. Das hat sonst niemand, das reißt uns raus.

Er, pragmatisch interessiert: Die Feldbusch? Tina Ruland? Dolly Dollar?

Ich: Nein, Gerd, Deutschland braucht eine neue Superfrau. Und zwar die Alte. Deutschland braucht Hillu. Jetzt quiekt er.

Ich sage: Gerd, komm!

Und er: Dazu muß ich dich erst besser kennen, um dir ganz vertrauen zu können.

Und dann – so ist er eben – sagt er einfach: Okay, Sir Erich, dann schaff mir die Alte ran.

Tja, sage ich später im Turm zu Tscharlie: Hast du denn wirklich geglaubt, die großen Ideen kämen aus der Kampa? Tscharlie, blöd: Du? Vollidiot?

Tja. War schon 33 dabei, Tscharlie – in Pilatus' Palazzo, St. Petersburg, 1917. Dallas 1963. Lyon 1998. Und natürlich Bonn, 1976. 48,6 Prozent habe ich herausgeholt. Das glaubt mir ja heute niemand mehr.

Und nun mache ich eben Gerd. Alle. Tscharlie weicht zurück. Deutschland braucht nämlich keinen neuen Kanzler. Jetzt hat es selbst Tscharlie kapiert. Du hast ... du bist? Das Turmfenster ist vorsorglich geöffnet. Brauche nicht mal zu stoßen. Peng. Hähhäh, Licht an, Birne bleibt drin. Peter Unfried

Unfried (34), taz-Redakteur im Ressort Leibesübungen, sagt: Danke.