Grüne machen Front gegen PDS

Jürgen Trittin empfiehlt für Bezirke, in denen die PDS stark ist, ein Stimmensplitting zwischen SPD und Grünen. So soll eine Große Koalition verhindert werden  ■ Aus Berlin Dieter Rulff

Eine Woche vor der Bundestagswahl ist der Vorsprung von Rot-Grün in den Umfragen auf wenige Prozent geschmolzen. Es werde, stellte Vorstandssprecher Jürgen Trittin gestern fest, knapp werden zwischen den beiden Alternativen Rot-Grün oder Große Koalition. Die Wahl werde im Osten über die Frage entschieden, ob die PDS noch einmal ins Parlament komme. Die Partei liegt laut Umfragen bei 4,5 Prozent, ihr Einzug in den Bundestag hängt wohl davon ab, ob es ihr gelingt, in mindestens drei Wahlkreisen ein Direktmandat zu erringen.

Um das zu verhindern, ruft Trittin die Wähler auf, „intelligent“ zu wählen. Er gehe davon aus, „daß die Sozialdemokraten intelligent mit der Zweitstimme umgehen und die Grünen mit der Erststimme“. Als „gutes Beispiel von Intelligenz, die ich meine“, bezeichnete Trittin die Absprache zwischen SPD und Grünen im Kreis Lüchow-Dannenberg. Hier fordern die Grünen dazu auf, mit der Erststimme den SPD-Kandidaten und mit der Zweitstimme die Grünen zu wählen. Auch der sächsische Landesverband der Grünen ruft zu einem entsprechenden Wahlverhalten auf. Damit will er verhindern, daß die CDU wie 1994 alle Direktmandate bekommt.

Trittin glaubt sogar, daß es viele intelligente Wähler der PDS gebe, die sich seinen Argumenten nicht verschließen. Das sieht der PDS- Bundesgeschäftsführer Ditmar Bartsch anders. Den Grünen ginge es nur „um den Machtanspruch in Bonn“. Sie könnten 20 Prozent der Ostdeutschen – das Wählerpotential der PDS – nicht in Bonn repräsentieren. Dem hielt Trittin entgegen, daß es nicht darum gehe, ein Lebensgefühl im Bundestag zu repräsentieren, sondern darum, wer dieses Land regiere.

Der Grünen-Sprecher verwarf die Möglichkeit, daß sich eine rot- grüne Bundesregierung von der PDS unterstützen lasse. Es gebe schon jetzt relevante Kräfte in der SPD, die Rot-Grün nicht wollten. Die würden sich nur durchsetzen, wenn es für Rot-Grün keine eigene Mehrheit gebe. Auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Joschka Fischer, hat sich nochmals klar von der PDS abgegrenzt. Eher würde er in die Opposition gehen, als daß eine rot-grüne Regierung von der PDS abhängig werde.

SPD-Vize Wolfgang Thierse, der im Berliner Wahlkreis Mitte/ Prenzlauer Berg gegen die PDS um ein Direktmandat kämpft, spricht sich gegen eine Große Koalition aus, meint aber, daß die Grünen-Wähler alleine über Rot- Grün entscheiden würden. Die Direktkandidatin der Grünen im gleichen Wahlkreis, Marianne Birthler, sagt hingegen, sie sei strikt dagegen, dazu aufzurufen, eine andere Partei zu wählen.