Nicht die schon wieder... Von Susanne Fischer

Ich fordere den Rücktritt von Monica Lewinsky als Frau und als Frisur. Das darf doch alles gar nicht wahr sein. Na gut, sie war noch sehr jung, als alles anfing, aber sie war bestimmt älter als drei Jahre. Immerhin konnte sie schließlich allein zum Friseur gehen, obwohl sie es andererseits mit ihrem Kleid nie bis in die Reinigung geschafft hat.

Blenden wir zurück: Lewinsky, eine auf Strapsen wandelnde Sturmfrisur, praktiziert im Weißen Haus. Als was? Als was bloß? Hat Kenneth Starr vergessen, das zu fragen? Ich sage es ihm. Als Büroklammeraufsammlerin. Über jede Büroklammer, die im Weißen Haus einen Schreibtisch verläßt und sich Richtung Fußboden bewegt, muß ja ein Sicherheitsprotokoll angefertigt werden. Im Weißen Haus geht alles sehr korrekt und akkurat zu. Deshalb ist es auch gar nicht so einfach, als Büroklammer bis zum Präsidenten vorzudringen. Eigentlich dürfen nur langjährige, ausreichend erprobte Büroklammern das Oval Office betreten, rostige alte Schranzen, während es für junge, dynamische Büroklammern mit Strapsen bis zu den Ohren sehr schwierig ist. Sie müssen sich zum Beispiel in einem Karton Pizza verstecken, um vorgelassen zu werden. Das wußte man ja bisher als Bürgerin alles nicht so genau.

Zu ihrer Überraschung erkennt Lewinsky, daß George Bush gar nicht mehr der Präsident ist. Der neue gefällt ihr auch viel besser, aber er bemerkt sie nicht. Sie beschließt deshalb, ihre Frisur zu vergrößern, obwohl es dann schwierig wird, den Kopf noch auf den Schultern zu tragen. Dauernd sackt er auf Lendenhöhe hinab, was beim Büroklammeraufsammeln hilfreich ist und was endlich auch den Präsidenten überzeugt. Jetzt darf sie am Schwanz der Macht schnuppern, aber nur ein bißchen. Sogar mal lecken. Für einen präsidialen Orgasmus kenne er sie nämlich noch nicht gut genug, erklärt das Ziel ihrer Begierde. Es ist nicht überliefert, daß sich Lewinsky nach dieser Bemerkung vor Lachen auf dem Teppich wälzen mußte. Es hätte sicherlich auch ihre Frisur ein bißchen ruiniert.

Vom Fortgang dieser tröpfelnden Trostlosigkeit weiß inzwischen jeder. Sie glaubt, daß er sie vielleicht heiraten will, obwohl sie andererseits argwöhnt, daß er sich ihren Namen nicht merken kann. Sie fragt ihn, ob er sich für sie als Person interessiere. Jetzt wäre es an ihm gewesen, sich auf dem Teppich zu wälzen. Zusammen wälzen sie sich aber niemals auf dem Teppich, weil sie die Frisur hinterher hätte wegschmeißen müssen.

Als sie ihn gut genug kennt, um zu ahnen, daß er sie erstens nicht heiraten wird und sich zweitens wirklich ihren Namen nicht merken kann, hebt sie alle Beweise ihrer Funktion als Spermaspätzchen des Präsidenten auf. Wenn sie sonst schon nichts kann, kann sie ihn wenigstens eines Tages ruinieren. Im Prinzip keine schlechte Idee, aber die Sache hat natürlich einen Haken: Er wird dann ein alter, erledigter Mann sein. Vielleicht verläßt ihn sogar seine Frau und er erkennt endlich, was er an der treuen Seele Lewinsky gehabt hätte. Vielleicht gibt es den Weihnachtsmann. So weit, so gut. Aber sie? Sie ist eine, die dann hingehen kann, wo sie will, und es wird nichts mehr ändern. Ja, wenn man sich den Mund wegoperieren lassen könnte, hätte Lewinsky vielleicht noch eine zweite Chance im Leben.