Italiens Liga Nord spaltet jetzt auch sich selbst

■ Die mächtige Liga-Sektion des Veneto trennt sich von den Mailändern Umberto Bossis

Rom (taz) – Die oberitalienische Liga Nord ist gespalten. Die Liga Veneto, die sowohl bei den vergangenen Parlaments- wie den Kommunalwahlen als stärkste Formation der autonomistischen Liga-Bewegung hervorgegangen war, hat sich vom großen „Zampano“ und Gründer der Liga Nord, Umberto Bossi, losgesagt.

Grund ist das Diktat, mit dem Bossi der stark auf ihre regionale Selbständigkeit bedachten Liga Veneto ihre politischen Allianzen vorzuschreiben versucht. So hat er den Nordostitalienern etwa das Zusammengehen mit Silvio Berlusconis Forza Italia bei der Wahl der regionalen Körperschaften untersagt. Für ihn ist die Partei des Medientycoons in Mailand direkte Konkurrenz, mit der man sich nicht einlassen darf. Für die Veneter dagegen ist die Forza Italia der einzige Partner, mit dem die Linke ausgehebelt werden kann.

Umgekehrt umwirbt Berlusconi die Liga-Wähler seit Monaten: Er weiß, daß er künftig Wahlen nur gewinnen kann, wenn er alle Kräfte bündelt, die sich nicht in der derzeit regierenden Mitte-links- Koalition wiedererkennen. Bossi, dessen Liga landesweit an die acht Prozent erzielt, steht dem im Wege, und so versucht es Berlusconi über die stark von den Unternehmern im reichen Nordosten der Republik gesponserten örtlichen Ligisten.

Diese haben gegenüber Bossi, der immer mal wieder die Karte der völligen Abspaltung von Rom ausspielt, den großen Vorteil, lediglich auf eine starke Autonomie, im übrigen aber auf ein Verbleiben in der Italienischen Republik abzuzielen. Der Vorwurf der Verfassungsfeindlichkeit ist ihnen daher nur schwer zu machen, und das erleichtert Berlusconis Werben.

Auch seitens der anderen Parteien hat inzwischen ein Rennen um die Ausschlachtung des Liga- Wählerpotentials begonnen. Neben Berlusconi bewirbt sich auch die rechtsgerichtete Alleanza nazionale, dem Liga-Denken aufgrund so mancher fremdenfeindlicher Attitüden nicht ganz fremd, um Teile aus der vermuteten Konkursmasse. Aber auch die Linksdemokraten hoffen, einen Teil der in den letzten Jahren aus Enttäuschung über die Rom angelastete Dauerarbeitslosigkeit zur Liga übergelaufenen Arbeiter zurückzugewinnen. Werner Raith