Neue Runde im Verwirrspiel um den Space-Park

■ Grüne präsentieren Köllmann-Studie: Einkaufszentrum als Alternative zur City

Für die Grünen ist das Papier, das ihnen aus ungenannter Quelle auf den Tisch flatterte, ein Skandal. Es belege, daß die friedliche Koexistenz eines Einkaufszentrums Space-Park mit der Innenstadt nicht möglich sei. Es geht um eine Stellungnahme der Hamburger Unternehmensberatung Wenzel & Partner vom Mai 1998 für die Köllmann-Tochterfirma ELC, die die grüne Abgeordnete Helga Trüpel und der Ortsamtsleiter Mitte, Robert Bücking, am Donnerstag der Presse vorstellten.

Der Inhalt sei nicht neu, heißt es im Wirtschaftsressort. Carola Sommerey, Sprecherin des Space-Park-Planers Köllmann, bezeichnet das Papier als „irrelevant“. Die genaue Konzeption des Space-Park bleibt aber weiter geheim.

Nach dem Wenzel-Papier müßten die Läden auf dem Gröpelinger Space-Park-Gelände einen Umsatz von 378 Millionen Mark im Jahr erwirtschaften. Das wären erheblich mehr als die 230 Millionen, die der Senat bisher in den Diskussionen um die Auswirkungen des Projekts auf den Innenstadthandel angegeben hatte. Trüpel ist sauer, daß diese Zahlen zwar im Mai vorlagen, aber nicht in der Wirtschaftsdeputation vom Juni bekanntgegeben worden seien. „Entweder das Wirtschaftsressort rückt die Informationen nicht heraus oder der Senat ist selbst nicht im Film“.

In der Untersuchung heißt es, der Standort werde „als vollwertige Shoppingalternative zur Innenstadt“ positioniert. Dem entspricht der von den Gutachtern detailliert aufgeführte Branchenmix: Drei große Kaufhäuser vom Typ C&A oder Karstadt als Magneten, daneben die innenstadtüblichen Filialisten. Ob man eine solche unverblümt als Alternative zur City geplante Konkurrenz mit staatlichen Geldern finanzieren will, sei die grundsätzliche Frage. „Ich verlange darüber jetzt eine öffentliche Diskussion“.

Ortsamtsleiter Bücking meldete auf Basis der Wenzel-Zahlen neue Zweifel an, ob tatsächlich, wie gewünscht, Kunden und Gäste von außerhalb nach Bremen strömen würden. Von den zwölf Millionen Besuchern sollen nur drei Millionen wegen der Amusement-Attraktionen kommen, neun Millionen wollen ausschließlich einkaufen. „Genau die werden aus der Region kommen“, befürchtet Bücking. Das seien dann die gleichen Kunden, auf die auch die Innenstadt angewiesen sei. Ein verantwortlicher Senat müsse das doch untersuchen.

Klaus-Wilhelm Timm aus dem Wirtschaftsressort bestreitet den Vorwurf, den Deputierten Informationen vorenthalten zu haben. Es sei immer klar gewesen, daß auch Köllmann auf ein hochwertiges – und damit innenstadtrelevantes – Sortiment setze. Einzigartig sei aber die Kombination von Freizeit und Einkaufen. Auch Menschen aus Hamburg und Hannover sollen damit gelockt werden.

„Ich habe keine Aussage über die Umsatzgröße des zukünftigen Einkaufszentrums Space-Park gemacht“. Die genannten 230 Millionen seien die Kaufkraft, die mangels Möglichkeit zum Geldausgeben aus dem Bremer Westen und Norden abfließe. Im übrigen habe Köllmann drei verschiedene Gutachter mit der Analyse der Space-Park-Chancen beauftragt.

Köllmann-Sprecherin Sommerey sagte gestern, die von Wenzel analysierte Planungsvariante sei nicht mehr aktuell. „Das endgültige Konzept des Space-Park beinhaltet eine integrierte Entertainment- und Shopping Mall mit dem Schwerpunkt eines freizeitorientierten Warenangebots“, heißt es in einer Köllmann-Erklärung von gestern. Das Konzept werde „sowohl erholsam als auch spannend und aktionsgeladen sein“.

Wie die neue Planung sich von der von Wenzel angefertigten „Analyse zum Einkaufszentrum und Space Center“ unterscheidet, wollte Sommerey nicht bekanntgeben. Das habe sich Senator Josef Hattig (CDU) vorbehalten. Hattig war gestern nachmittag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Joachim Fahrun