Hiwi-Tarif gerettet

■ Uni-Chefs kündigen Vertrag nicht, GEW feiert „Teilerfolg“. Radunski: „Chance vertan“

Die Berliner Hochschulen wollen den Tarifvertrag für die studentischen Beschäftigten vorerst nicht kündigen. Die Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten erklärte gestern, es werde „der Problemlage nicht gerecht“, wenn Wissenschaftssenator Peter Radunski (CDU) sie „mit der Drohung von Hauhaltskürzungen“ zu einem solchen Schritt auffordere.

Ganz ungenutzt möchten die Uni-Chefs die Chance, die ihnen Radunskis Vorstoß bietet, aber nicht verstreichen lassen. So fordern sie vom Land, daß es die „gesetzlichen Reglementierungen zugunsten eines effizienteren Systems zurücknimmt“. HU-Präsident Hans Mayer, der sich in der Sitzung betont zurückhielt, hatte im Vorfeld die Abschaffung der studentischen Personalräte gefordert. Außerdem möchten die Präsidenten das „pauschalierte und starre Vergütungssystem“ zugunsten einer „differenzierten Beschäftigung“ aufbrechen. Auch die Laufzeit von mindestens zwei Jahren und die wöchentliche Arbeitszeit von mindestens 40 Stunden sähen sie gerne abgeschafft. Zu diesem Zweck möchten sie „Gespräche mit dem Land, dem Arbeitgeberverband und den Gewerkschaften aufnehmen“. Als „Teilerfolg“ wertete die stellvertretende GEW- Vorsitzende Brigitte Reich die Entscheidung der Präsidenten, den Vertrag vorerst nicht zu kündigen. Bei den angekündigten „Gesprächen“ könne es sich aber nur um „Tarifverhandlungen“ handeln, in denen die Gewerkschaft ihrerseits die volle Gleichstellung der Studenten mit allen übrigen Beschäftigten im öffentlichen Dienst fordern werde. Insbesondere sollten die Studenten statt bisher zu 75 Prozent künftig voll in den Genuß der allgemeinen Tariferhöhungen kommen und außerdem Urlaubsgeld erhalten. Im Gegenzug will die GEW über eine kürzere Vertragsdauer im Einzelfall oder eine weitere Gehaltsstufe mit sich reden lassen.

Radunski bezeichnete die Erklärung der Uni-Chefs als Schritt in die richtige Richtung. Sie hätten aber „ein Jahr lang die Chance vertan, so schnell wie möglich zusätzliche Stellen für Tutoren zu schaffen“. Die Studentenvertreter hoffen auf eine mindestens zweijährige Schonfrist. Schließlich falle der nächste Kündigungstermin im Herbst nächsten Jahres mitten in den Berliner Wahlkampf. Ralph Bollmann