Weltbank steigert ihren Umsatz ganz beträchtlich

■ Im Jahr der Krisen hat die Weltbank ihre Kreditzusagen gesteigert. Vierzig Prozent der nach Asien gepumpten Milliarden sind gegen Armut und für soziale Projekte eingesetzt worden

Bonn (taz) – Die höchsten Kreditzusagen seit ihrer Gründung hat die Weltbank in diesem Geschäftsjahr gemacht. Dies teilte Tim Cullen, oberster Medienberater der Bank, mit, als er den jüngsten Jahresbericht vorgestellt hat. 21,1 Milliarden US-Dollar (zur Zeit fast 37 Milliarden Mark) bewilligte die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) im Geschäftsjahr 1998. Dazu kommen noch 7,5 Millliarden Dollar (rund 13 Milliarden Mark) an Krediten, die die Internationale Entwicklungsvereinigung (IDA) zugesagt hat. Im gleichen Zeitraum vergaben die Banken rund 25,5 Milliarden Dollar Kredite – gegenüber 20 Milliarden Dollar im Vorjahr. Werden alle Kreditbewilligungen ausgezahlt, so wird der Umsatz der Bank zwischen 1997 und 1999 um fast ein Drittel von 20 auf 28,6 Milliarden Dollar gestiegen sein.

Der rapide Anstieg der Kreditgewährungen habe sich, so Cullen, „aus der schnellen Reaktion auf die Ostasienkrise ergeben“. Cullen betonte, daß sich die Bank dabei vor allem auf die Bewältigung der sozialen Auswirkungen konzentriert habe. Es sei vor allem um die „Erhaltung und Verbesserung der sozialen Dienste“ gegangen und um die „Unterstützung der staatlichen Beihilfen für die Armen“. Im Schnitt seien „40 Prozent der Mittel für Investitionsvorhaben direkt für die Armen“ bestimmt gewesen. 30 Prozent des Geldes seien für Ausbildung, Gesundheit, Ernährung, Bevölkerung und das Sozialwesen ausgelegt worden.

Bei der Hälfte aller im vergangenen Jahr genehmigten Projekte seien nichtstaatliche Organisationen beteiligt gewesen, um zu garantieren, daß auch die Interessen der Einheimischen berücksichtigt würden.

Der größte Teil der Kreditzusagen ging nach Ost- und Südostasien. Cullen dazu: „Allein in Thailand und Indonesien hat die Wirtschaftskrise 20 Millionen Menschen in die Armut zurückgeworfen.“ Die größten Tranchen wurden China (2,32 Milliarden Dollar) und Süd-Korea (5 Milliarden Dollar) zugeteilt. 3 Milliarden Dollar davon gingen „innerhalb von einigen Stunden kurz vor Weihnachten“, wie es Cullen formulierte, für ein „Projekt der ökonomischen Restrukturierung“ nach Korea raus. Auch die anderen 2 Milliarden, die die Süd-Koreaner erhalten haben, dienen der Strukturanpassung. Bei derartigen Aktionen überlagern ökonomisch begründete Forderungen jedoch entwicklungspolitische Konzepte oder eine wirkungsvolle Armutsbekämpfung.

Um ihre oft kritisierte schwerfällige und unübersichtliche Struktur zu dezentralisieren, eröffnet die Weltbank verhältnismäßig eigenständige Außenstellen in verschiedenen Staaten. Zur Zeit unterhält sie 22 solcher Länderdirektionen. Auch in Frankfurt am Main hat die Bank 1997 eine Dependance gegründet. Das ist jedoch für die Schuldner keineswegs umsonst zu haben. Momentan stehen in den Büchern der Bank über 100 Milliarden Dollar an Außenständen, die real mit durchschnittlich 6,1 Prozent verzinst werden. Das hat im letzten Geschäftsjahr 1,243 Milliarden Dollar in die Kasse gebracht. Cullen betonte zudem, daß der deutsche Steuerzahler für jede Mark, die er der Weltbank zukommen lasse, 1,45 Mark zurückerhalte. Uwe Kerkow