Honduras schafft Parallelherrschaft der Generäle ab

■ In dem mittelamerikanischen Land wird die Armee künftig einem zivilen Verteidigungsminister unterstellt sein. Das Militär rumort, der Armeechef dürfte aber einlenken

Tegucigalpa (taz) – Die letzte verkappte Militärherrschaft Zentralamerikas geht ihrem Ende entgegen. In Honduras schaffte das Parlament mit großer Mehrheit das Amt des Armeechefs ab und ersetzte es durch einen dem Präsidenten unterstellten Verteidigungsminister. Den gibt es zwar schon, er hatte jedoch bislang eher dekorative Funktion. Sollte die Verfassungsänderung wie erwartet Anfang nächsten Jahres ratifiziert werden, ist es mit dem soldatischen Parallelstaat außerhalb demokratischer Kontrolle vorbei.

Bislang war in Honduras der Armeechef der mächtigste Mann. Zwar wurde er vom Präsidenten jeweils für drei Jahre ernannt. Doch es war der Armeerat, ein Zirkel von etwa 50 Generälen, der jeweils drei Kandidaten für den Posten vorschlug. Der jeweilige Präsident wußte, daß er den ersten auf der Liste zu benennen hatte, weil andernfalls ein Putsch drohte.

Mario Hung Pacheco, der nunmehr letzte Armeechef, ist wie seine Amtsvorgänger ein militärischer Betonkopf mit düsterer Vergangenheit. Menschenrechtsgruppen werfen ihm vor, er sei Anfang der achtziger Jahre einer der Drahtzieher der Todesschwadronen gewesen, die damals fast 200 Oppositionelle verschwinden ließen. Alles deutet darauf hin, daß er die Abschaffung seines Amtes akzeptiert, um sich selbst zu retten und interne Auseinandersetzungen zu beenden. In den Reihen der Militärs nämlich tobt ein Machtkampf.

Die Frontlinien in diesem Streit verlaufen zwischen dem zwölften und dreizehnten Absolventenjahrgang der Militärakademie auf der einen Seite und der zehnten und elften auf der anderen. Wie in allen zentralamerikanischen Armeen halten die einzelnen Jahrgänge zusammen wie Pech und Schwefel. Gemeinsam steigen sie langsam auf, und einer pro Doppeljahrgang schaffte es in Honduras bis zum Amt des Armeechefs.

Hung Pacheco gehört zum vierzehnten Jahrgang. Seine Nachfolge, hätte es eine gegeben, hätte demnach einem General aus dem Block der zwölften und dreizehnten zugestanden. Doch die Zehner und Elfer stehen Hung Pacheco näher und muckten auf. Ende August wagten sie bei einem Frühstücksempfang für Generäle den entscheidenden Vorstoß. Es soll dabei zu einem großen Geschrei gekommen sein. Seither gibt sich Hung Pacheco als Demokrat.

Er hat gut vorgesorgt für die Zeit mit weniger Militärmacht. Man munkelt, er habe Präsident Carlos Roberto Flores gegen seine Zustimmung zur Abschaffung des Armeechefs das Versprechen abgetrotzt, erster richtiger Verteidigungsminister zu werden. Damit genösse er Imunität und wäre erst einmal sicher vor Strafverfolgung wegen Menschenrechtsverletzungen. Toni Keppeler