Wieder Mord im Kosovo

■ Attentat auf engen Mitarbeiter Rugovas. Rühe sagt Tornados für Nato-Einsatz zu

Priština/Berlin (AP/taz) – Nur drei Tage nach der Ermordung des Verteidigungsministers der Exilregierung des Kosovo ist erneut ein Attentat auf ein Mitglied der politischen Führung der Kosovo-Albaner verübt worden. Sabri Hamiti, der als engster Mitarbeiter von Ibrahim Rugova gilt, wurde am Donnerstag abend vor seinem Haus in einem Vorort Prištinas niedergeschossen und schwer verletzt. Täter und Urheber waren zunächst unbekannt.

Rugova erklärte gestern auf einer Pressekonferenz, mit dem Anschlag werde nicht nur die Lage im Kosovo, sondern in der ganzen Region weiter destabilisiert. Er begrüßte die Pläne der Nato, notfalls im Kosovo mit militärischen Mitteln einzugreifen. Trotz der Warnungen des Westens, erklärte Rugova, werde die serbische Offensive im Kosovo derzeit fortgesetzt. Deshalb forderte er schnelles Handeln und stärkeren Druck des Westens auf das Belgrader Regime.

Ginge es nach Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU), würde dieser Druck auch ausgeübt. Er stimmte ausdrücklich US-Verteidigungsminister Cohen zu, der eine Nato-Aktion auch ohne Plazet des UN-Weltsicherheitsrates befürwortet. „Es muß in den nächsten zwei Wochen etwas Entscheidendes passieren“, erklärte Rühe und forderte, dem serbischen Präsidenten Slobodan Milošević ein Ultimatum von zehn Tagen zu stellen, um die Kämpfe einzustellen.

Bei einer Nato-Militäraktion wäre die Teilnahme der Bundeswehr gefragt. Der als erste Eskalationsstufe erwogene Luftangriff könnte schon unter deutscher Beteiligung vor sich gehen. Rühe sagte 14 Kampfflugzeuge zu. Insgesamt werden 200 Maschinen für diese Aktion benötigt. Es handelt sich dabei um Tornado-Kampfjets, die Deutschland bereits für den Einsatz über Bosnien bereitgestellt hatte. Rußland lehnt eine Militäraktion nach wie vor ab. er