Salman Rushdie sieht sich frei von der Morddrohung der Fatwa

■ Nach fast zehn Jahren ein „Freudentag“ für den Autor: Iran distanziert sich vom Mordaufruf Ajatollah Chomeinis

Dublin (taz) – „Jetzt kann ich wieder ein ganz normaler Schriftsteller sein“, sagte der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie gestern mittag in London, „und nicht mehr länger Gegenstand der Politik.“ Irans Außenminister Kamal Kharrazi hatte zuvor erklärt, seine Regierung werde das Leben des Autors nicht bedrohen und distanziere sich von dem Kopfgeld in Höhe von 2,5 Millionen Dollar, das eine islamische Stiftung ausgesetzt hatte. Ajatollah Chomeini hatte im Februar 1989 in einer Fatwa, einem religiösen Gutachten, zur Ermordung Rushdies aufgerufen, weil er im Buch „Die Satanischen Verse“ den Propheten Mohammed lächerlich gemacht habe.

Rushdie sagte gestern, der Druck der vergangenen Jahre sei nun gewichen. Er bedankte sich für die Unterstützung, die er während der Zeit aus der ganzen Welt erhalten habe. „Das Thema ist nie in der Versenkung verschwunden, weil es um kolossale Angelegenheiten ging: um die Freiheit des Geistes, um das Recht, die Straße herunterzulaufen. Der Kampf war es wert, und nicht nur, um meine Haut zu retten. Dieser Freudentag heute gehört allen, nicht nur mir.“ Rushdie erinnerte an diejenigen, die wegen der „Satanischen Verse“ getötet worden sind, wie sein japanischer Übersetzer, aber auch die indischen Demonstranten gegen sein Buch.

Im Iran warnten jedoch orthodoxe Geistliche, daß die Erklärung der iranischen Regierung weder neu sei, da man sich schon 1992 von dem Mordaufruf distanziert habe, noch daß sie irgend etwas ändere: die Fatwa sei ewig gültig.

Ralf Sotscheck Berichte Seite 2