„Das ist das schönste Ergebnis“

■ Die Siegerparteien in Berlin jubeln, die CDU übt sich im Abwiegeln

Am Tag nach der Bundestagswahl übte sich die Berliner Parteiprominenz darin, dem Wahlergebnis positive Seiten abzugewinnen. Für die Wahlsieger SPD und PDS war das keine Kunst, sie strotzten vor Zuversicht. Auch die Grünen waren zufrieden. Die CDU versuchte sich im Abwiegeln.

„Unsere Wahlaussichten in Berlin sind durch dieses Ergebnis nicht gesunken“, gab sich der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) zuversichtlich. Für weitere Harmonie in der Großen Koalition in Berlin will CDU- Fraktionschef Klaus Landowsky sorgen. „Böger und ich haben während des Wahlkampfes die Koalition relativ konfliktfrei über die letzten Monate geschifft, und wir werden das auch in den nächsten zwölf Monaten schaffen.“ Die nächsten Wahlen in Berlin fürchtete Landowsky nicht: „Mit Verlaub – Momper ist nicht Schröder.“

„Toll“, kommentierte ein strahlender SPD-Fraktionschef Klaus Böger das Wahlergebnis. Auch für die Berliner SPD erwarte er jetzt einen Aufschwung. Ebenso glücklich zeigte sich der ehemalige Juso- Vorsitzende Matthias Linnekugel. „Das ist das schönste Ergebnis, das ich mir vorstellen kann“, meinte er. SPD-Landeschef Detlef Dzembritzi sagte, daß die SPD in Berlin weiter konstruktiv mitregieren werde. Der SPD-Sieg im Bund sei „die eine Seite der Medaille, die Arbeit in Berlin die andere“.

„Rundum zufrieden“ war der Berliner PDS-Fraktionsvorsitzende Harald Wolf. „Die fünf Prozent waren ja alles andere als sicher.“ Im Ostteil der Stadt hat die Partei bei den Zweitstimmen allerdings leicht verloren. „Das waren taktische Wähler“, urteilt Wolf. „Weil es ihnen um den Wechsel ging, haben sie Rot-Grün gewählt.“ Seiner Ansicht nach wird sich „das Klima in der Koalition zuspitzen“. Die PDS-Landesvorsitzende Petra Pau wollte dagegen „über das sofortige Ende der Großen Koalition nachdenken“. Sie forderte zur Europawahl im kommenden Frühjahr vorgezogenen Neuwahlen in Berlin.

Die Berliner Spitzenkandidatin von Bündnis 90/ Die Grünen, Andrea Fischer, war vor allem auf das Ergebnis ihrer Partei in Berlin stolz. Daß sie trotz des Verlustes auf Bundesebene in Berlin noch zugelegt hätten, sei ein „tolles Ergebnis“. Marianne Birthler, die ihr Direktmandat in Mitte/Prenzlauer Berg nicht gewann, war am Wahlabend dennoch „total erleichtert“. Die Grünen-Fraktionssprecherinnen im Abgeordnetenhaus, Renate Künast und Michaele Schreyer, wiesen Diepgens Forderung nach einer Großen Koalition in Bonn zurück. In Berlin habe am Sonntag der Countdown bis zum Ende der Großen Koalition begonnen. bol/koch/win/sam/juw