SPD fegt die CDU-Hochburgen weg

■ CDU erleidet dramatische Einbrüche im Westteil Berlins und verzeichnet mit 23,7 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis. SPD wird mit 37,8 Prozent stärkste Partei. Die Grünen liegen mit 11,3 Prozent deutlich übe

Für die Berliner CDU endete die Bundestagswahl mit einem Desaster. Im Westteil der Stadt verloren die Christdemokraten nicht nur alle ihre Hochburgen, sie lagen mit 23,7 Prozent in der Hauptstadt sogar um 11,4 Prozent unter dem bundesweiten Ergebnis. Die CDU-Direktkandidaten wurden regelrecht weggefegt – kein einziger konnte einen Wahlkreis für sich gewinnen.

Der kulturpolitische Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus, Uwe Lehmann-Brauns, scheiterte in der CDU-Bastion Zehlendorf, Rupert Scholz verlor Tempelhof an die SPD-Bundestagsabgeordnete Ingrid Holzhüter. Auch die CDU-Hochburgen Neukölln und Reinickendorf gingen an die SPD. Hier holten der frühere Fraktionschef Ditmar Staffelt und SPD-Landeschef Detlef Dzembritzki das Direktmandat. Bei nur sieben Berliner CDU-Bundestagsabgeordneten ging die auf Listenplatz neun plazierte Bürgerrechtlerin Angelika Barbe leer aus. Im Ostteil der Stadt bescherten die WählerInnen der CDU mit 14,7 Prozent ein niederschmetterndes Ergebnis.

Die SPD ist nun mit 37,8 Prozent stärkste Partei in Berlin. Die Sozialdemokraten holten neun der dreizehn Berliner Direktmandate. In 20 von 23 Berliner Bezirken lag die SPD vorn. Das Ergebnis im Ostteil der Stadt lag mit 35,1 Prozent nur um 4,5 Prozent niedriger als im Westteil. Einziger Wermutstropfen: SPD-Spitzenkandidat Wolfgang Thierse verfehlte um 278 Stimmen knapp das Direktmandat in Mitte/Prenzlauer Berg.

Hier gewann die PDS-Landesvorsitzende Petra Pau eines der vier Direktmandate, die die PDS bereits vor vier Jahren für sich hatte verbuchen können: Gregor Gysi erzielte in Hellersdorf/Marzahn mit 46,6 Prozent das beste PDS-Ergebnis. Christa Luft lag in Friedrichshain/Lichtenberg mit 14.015 Stimmen vor SPD-Bürgermeister Helios Mendiburu. Mit nur 3.303 Stimmen Vorsprung verteidigte Gewerkschafter Manfred Müller in Pankow/Hohenschönhausen/Weißensee seinen Sitz im Bundestag. Bei den Zweitstimmen mußte die PDS mit 13,5 Prozent gegenüber 1994 leichte Verluste hinnehmen. Im Westteil der Stadt erzielte die PDS immerhin 2,7 Prozent, im Ostteil waren es 30 Prozent.

Ein gutes Ergebnis konnten Bündnis 90/ Die Grünen erzielen. Mit 11,3 Prozent lagen sie deutlich über dem Bundesergebnis von 6,7 Prozent. Gegenüber der Bundestagswahl 1994 konnten die Grünen in Berlin sogar ein Prozent zulegen. Allerdings verfehlte Christian Ströbele in Kreuzberg/Schöneberg deutlich das Ziel, das bundesweit erste Direktmandat zu holen. SPD-Mann Eckhardt Barthel siegte mit 12.445 Stimmen Vorsprung.

Christian Ströbele zieht nun über den Listenplatz in den Bundestag ein, ebenso die grüne Spitzenkandidatin Andrea Fischer. Auch Franziska Eichstädt-Bohlig, die auf dem dritten Platz eine Zitterpartie durchstehen mußte, hat den Wiedereinzug in den Bundestag geschafft.

Die FDP erzielte mit 4,9 Prozent ein besseres Ergebnis als bei der Abgeordnetenhauswahl 1995, wo sie nur 2,7 Prozent erhielt. Damit kann die FDP aber nur Spitzenkandidat Günther Rexrodt ins Parlament entsenden, Carola von Braun verfehlte den Einzug. Von den rechtsextremen Parteien legten die „Republikaner“ mit 2,4 Prozent gegenüber 1994 um 0,5 Prozent zu. Bei den Erststimmen kamen die Reps sogar auf 3,6 Prozent. Die DVU erzielte aus dem Stand 2,1 Prozent. Völlig bedeutungslos blieb dagegen die NPD mit 0,4 Prozent. Dorothee Winden