Durchkonzentriert in die Zukunft

■ Mit dem 3:2 gegen Nürnberg gelingt Eintracht Frankfurt der erste Bundesliga-Sieg, und Coach Ehrmantraut fühlt sich noch stärker

Frankfurt (taz) – Endlich „durchkonzentriert“, wie es Eintracht-Coach Horst Ehrmantraut mit seinen herrlich-schön schwülstigen Wortschöpfungen sagen würde – der erste Sieg der Frankfurter Eintracht ist mit einem 3:2 gegen den 1. FC Nürnberg geschafft. Der Trainer hatte „seine Jungs“ wieder lieb.

Viel Ungemach drohte in den letzten Wochen über die Eintracht hereinzubrechen: Zu deutlich trat in den ersten Spielen zutage, daß man nicht einfach nur verloren hatte, sondern in Sachen fußballerische Substanz massive Defizite aufwies. Zumindest bei den Angriffsbemühungen gab es gegen die unbesiegten Kicker vom FCN Fortschritte. Eine halbe Stunde erspielte sich die Eintracht Chance auf Chance, doch nur Ralf Weber nutzte eine Hubtschew-Flanke zum Führungstreffer. Nürnbergs Ausgleich durch Polunin ließ jedoch den Eintracht-Faden reißen, wie auch Trainer Ehrmantraut erkannte: „Fadenriß“.

Ehrmantraut war letzte Woche zur Zielscheibe der für Frankfurter Verhältnisse üblichen verbalen Querschläger geworden. Man erinnerte sich schon an den berühmten Kinnhaken auf der Eintracht- Jahreshauptversammlung, die nur mit dem Kölner Geißbock-Club vergleichbaren Klüngeleien unter Jet-set-Präsident Ohms oder Daniel Cohn-Bendits Champions- League-Phantasien in einer Zeit, als die Eintracht kurz vor der Regionalliga stand. In genau dieser Tradition preschte Vizepräsident und Marketingexperte Dr. Peter Lämmerhirdt in Verkennung aller Tatsachen vor: „Wenn wir spielen würden wie in der 2. Liga, hätten wir schon 15 Punkte.“ Trainer Ehrmantrauts Tage schienen gezählt. Präsident Heller, hauptberuflich AOK-Mitarbeiter, befand sich auf Tauchstation, die Klarstellung blieb aus. Die obligaten Spekulationen, wer denn jetzt das schwächste Glied in der Kette sei, trieben muntere Blüten. Ehrmantraut darauf trocken: „Ich bin ein sehr starkes Glied.“

Gegen die „Clubberer“ wurden nun endlich die ersten drei Punkte eingefahren, und wie angespannt die Stimmung intern gewesen sein mag, drückte das öffentliche Chicago-Bulls-mäßige Abklatschen zwischen Präsident Heller und Schatzmeister Gaetano Patella aus. „Die Mannschaft hat sich vom Druck frei gemacht“, atmete der Chef-Übungsleiter hernach durch. Patella, der sich gerne als der Unverstandene inszeniert und meist vergebens Reservespielern aus der italienischen Serie A nachjagt, blickte wieder stolz durch seine Porschebrille. Immerhin hat er den Österreicher Christof Westerthaler finanziert, der nun erstmals zum 2:1 ins gegnerische Tor traf.

„Mangelnde Qualität im Abwehrbereich“, bekrittelte FCN- Coach Willi Reimann. Vor allem den zweiten Kopfballtreffer von Weber muß er damit gemeint haben. Der zwischenzeitliche Ausgleich des besten Nürnbergers, Sasa Ciric, sorgte zuvor lediglich für einen überstrapazierten Spannungsbogen. Diesen, den Bogen nämlich, hat die Eintracht jetzt raus. Wenigstens glaubt das Ehrmantraut: „Mit diesem Schwung und diesem Elan muß uns für die Zukunft nicht bange sein“. Klaus Teichmann

1. FC Nürnberg: Kampa – Baumann – Täuber, Richter (78. Skoog) – Weigl (78. Störzenhofecker), Wiesinger, Polunin (78. Kurth), Lösch, Bürger – Kuka, Ciric

Zuschauer: 24.000; Tore: 1:0 Weber (19.), 1:1 Polunin (29.), 2:1 Westertaler (76.) 2:2 Ciric (84.), 3:2 Weber (86.)

Eintracht Frankfurt: Nikolov – Bindewald, Kutschera – Hubtschew – Brinkmann, Schur, Weber, Gebhardt (65. Westerthaler) – Bernd Schneider – Epp (52. Pisont), Yang (45. Stojak)